Mein Umbau vom Caddy zum Caddycamper

2003 hatte ich mir einen Passat Kombi 1,9 TDI mit 140.000 km gekauft. Den fuhr ich bis April 2021, bevor er mit 710.000 km den Weg zum Ausschlachter antrat. In all den Jahren war er zuverlässig. Nur einmal blieb er stehen, als in Osttirol der Turbolader den Geist aufgab. Das führte zu einer kostspieligen, aber doch schönen Verlängerung des Urlaubs. Ansonsten brachten wir immer alles unter. Zu zweit, mit Gepäck und zwei Rennrädern (innen versteht sich), für zwei Wochen ins Trainingslager nach Istrien? Kein Problem, da mussten nicht mal die Felgen aus den Rädern raus. Zum Schlafen benutzte ich ihn jedoch nur im absoluten Notfall. Seit Jahren wusste ich aber auch, dass mein nächstes Auto ein Hochdachkombi werden würde. Das Tetris beim Einladen kostete manchmal doch etwas Nerven. Als es dann nun soweit war, fand ich schnell einen top gepflegten und gut ausgestatteten Caddy Maxi 1,6 TDI. Baujahr 2011 mit knapp 190.000 km und 102 PS. Der größere Motor mit 1,9 Liter wäre mir zwar lieber gewesen, aber irgendwas ist ja immer. 😉

DIY Camperausbau vom Caddy zum Caddycamper

Schnell war klar, dass ich einen Ausbau zum Schlafen möchte, der sich immer im Auto befinden, aber auch bei Bedarf schnell ausgebaut werden kann. Zudem sollten die hinteren Sitze nutzbar bleiben. Die Bloggerkollegen Dennis und Thomas hatten schon etwas in der Art, was ich als Grundidee übernahm. Ich wollte ausreichend Platz nach oben und zusätzlich eine Küchenschublade. Vom Schreiner im Ort bekam ich dann die gewünschten Zuschnitte für 150 Euro und musste nur noch “etwas” bohren, schrauben und streichen. In einer FB-Gruppe fand ich zusätzlich für 110 Euro eine Klappkiste, die jetzt vor der Campingbox steht. Nach den ersten Ausflügen und Tests flogen Teile wieder raus, wurden modifiziert oder neu gebaut. Die Befestigung mit Gurten stellte sich bald als umständlich raus und es kam noch eine fest verbaute Bodenplatte unter das Ganze. Jetzt bin ich auf einem Stand, den ich hier vorstellen kann.

DIY Camperausbau vom Caddy zum Caddycamper DIY Camperausbau vom Caddy zum Caddycamper

Die Bodenplatte ist eine 12 mm Siebruckplatte. Für den Zuschnitt habe ich mir natürlich vorher eine Schablone aus Karton gemacht. Befestigt ist sie an vier der sechs Verzurrösen, für die ich natürlich nun längere Schrauben benötigte. Die Ausschnitte für den Klappmechanismus der Sitze kostete dabei am meisten Nerven. Für die Befestigung des Einbaus habe ich dann Löcher mit 12 mm gebohrt, in die ich von unten 10 mm Schlagmuttern eingeklopft habe.

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Die Campingbox selbst ist aus einer 15 mm Pappel Mehrschichtplatte gefertigt. Pappel ist relativ leicht, aber trotzdem stabil. Die Schublade ist aus Birke, was ebenfalls leicht ist und im Baumarkt eher zu bekommen ist. Links sollte die Küchenschublade sein. Als Maß nahm ich 40 cm (Euroboxmaß). In der Mitte sollte ebenso eine Eurobox Platz finden und rechts der Wasserkanister sein. Bei einer Gesamtbreite von 112 cm blieben für den Kanister also 26 cm. Nach hinten schließt das Ganze eine Klappe ab, die gleichzeitig als Tisch dient. Tief wurde die Box 65 cm, was eine Bettgröße von 195 x 110 cm ergibt. Hoch wurde die Box genau 33 cm, also ist die Innenhöhe 30 cm. So kann ich das Bett vorne bündig auf die umgeklappten Rücksitze auflegen.

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In die beiden Klappelemente vom Bett habe ich je 50 Löcher gebohrt und die Kanten angefast. Das spart Gewicht und die Matratze hat etwas Lüftung von unten. Die Löcher haben sich auch als sehr praktisch beim Umklappen erwiesen, da man doch besser anpacken kann. Beim nächsten Mal würde ich aber kleinere Löcher bohren, dafür eben mehr. Ab und zu sitzt man doch auf dieser Fläche und ohne Polster ist es dann etwas arg unbequem. Die beiden Elemente sind in der Mitte durch feste Scharniere verbunden. An der Box selbst hab ich Zapfenscharniere, so kann man die beiden Teile von der Box getrennt montieren und vor allem getrennt transportieren. Vor der eigentlichen Campingbox habe ich noch eine Kiste, die einem anderen Camper beim Ausbau über blieb (später mehr dazu). Darauf liegt das Bett in der Mitte auf. Nun hat sich gezeigt, dass ich die hinteren Sitze so gut wie nie nutze und sie fast das ganze Jahr eingelagert waren. So benötigte ich vorne eine alternative Auflage. Ich habe dafür ebenfalls zwei Schlagmuttern ins Holz eingebracht und schraube da M10 Gewindestangen in der richtigen Länge ein. Unten sitzt die Gewindestange einfach lose in einem kleinen Loch in der Bodenplatte. Das geht schnell und benötigt wenig Platz. Man muss nur beim Auf- und Abbau aufpassen, dass man mit der Stange nicht die Schlagmutter aus dem Holz hebelt. Vor dem Bett ist noch 25 cm Platz bis zum Sitz. Im Fußraum hinter dem Fahrersitz steht im Normalfall die Kühlbox und ist so noch gut zu öffnen. Unter dem vordersten Element haben wir unser Gepäck. Die Kaltschaummatratze ist 9 cm dick und hat zusammengeklappt das gleiche Grundmaß wie die Box.

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Für die Matratze habe ich mir eine Hülle aus einer Gewebefolie nähen lassen, in der ich sie verwahre, wenn wir nicht unterwegs sind. Anfangs hatten wir noch Faltstühle, die wir nach dem ersten Kurzurlaub aber gegen anständige Klappstühle tauschten. Die benötigen zwar mehr Platz, aber der Sitzkomfort ist doch um Welten besser. Einen dieser Stühle packe ich während der Fahrt auf die Matratze und fixiere das Ganze mit einem Spanngurt. So kann ich im Rückspiegel noch gut den nachfolgenden Verkehr sehen. Den zweiten Stuhl stelle ich in einen Spalt mit 13 cm, den ich zwischen Campingbox und der Zusatzkiste eingeplant hatte. In der Kiste habe ich in zwei Ikea-Taschen je einen Schlafsack und ein Kissen. Dazu die Lüftungsgitter für die Türen, die Fensterisolierungen, unseren Faltklapptisch (Easycamp Rennes L) und allerhand Kleinkrusch. Die Stühle bleiben bei schönem Wetter nachts draußen. Wenn es regnet oder feucht ist, finden sie auf den Vordersitzen Platz.

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Die Fensterisolierungen sind vom Lila Bus Shop. Die Matten selbst sind gut verarbeitet, aber die Saugnapflösung ist nur bedingt empfehlenswert. An der Heckscheibe, mit der Fadenheizung, fielen sie vom ersten Tag immer wieder ab. An der Randtönung der Frontscheibe halten sie auch nicht richtig. Mit der Zeit muss man auch immer mehr Saugnäpfe komplett ausrangieren, weil sie sich verziehen. Ersatz gibt es aber für kleines Geld. Falls wir nicht sehr ungünstig stehen, bringen wir die Isolierungen an der Frontscheibe gar nicht mehr an. An den vorderen Türscheiben sparen wir uns das auch meistens.

Als Beleuchtung haben wir am Abend nur eine kleine LED-Lichterkette mit Batteriebetrieb. Die war eigentlich für den Advent und als Provisorium gedacht, reicht aber. Vielleicht überlege ich mir da noch was anderes. Standardmäßig kann man die Heckklappe nicht von innen öffnen. Ich habe da einen Schalter nachgerüstet. Anleitungen gibt es dazu leicht zu finden. Das Teil musste ich am Anfang unbedingt haben, ist aber jetzt eher “nice to have”. Ein Must sind aber die Lüftungsgitter an den Türen und der Heckklappenaussteller. Mit den elektrischen Fensterhebern ist die Montage zwar immer ein wenig tricky, aber man bekommt schnell Übung. Auf jeden Fall verbessern sie das Raumklima in der Nacht deutlich.

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Für den Radtransport im Auto habe ich mir ein Brett gebaut, auf dem man drei Fahrräder an der Vorderradgabel einspannen kann. Dieses Brett kann ich wahlweise an der Bodenplatte oder an der Zusatzkiste verschrauben. Für einen Rundreiseurlaub ist das aber auf Dauer zu umständlich, dafür habe ich einen Paulchenträger. Damit die Heckklappe trotz des Mehrgewichtes offen bleibt, lege ich auf den dünneren Teil des Klappendämpfers ein U-Profil aus dem Baumarkt, das den Dämpfer blockiert.

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Hersteller von Fenstertaschen für den Caddy gibt es nicht viele. Gemeinsam haben sie, dass sie sehr hohe Preise aufrufen. Ich habe deswegen angefangen zu basteln. Als Grundlage habe ich zwei Ikea Skubb (44x55x19 cm) genommen. Die haben am Boden und an den Seiten Kunststoffverstärkungen, die das Ganze recht stabil machen. Sie füllen das Fenster vom Maxi zwar nicht aus, reichen aber platzmäßig. Nun hatte ich aber das Problem, dass ich mein Bett nicht mehr klappen konnte, wenn die Dinger dran waren. Daher musste ich sie auf der oberen Seite schmäler machen. So wurde aus dem Quader ein – ich sag mal – Trapezquader. Oben 12 cm, unten blieben die 19 cm. Die Versteifungen kann man teilweise einfach rausnehmen, teilweise muss man etwas aufschneiden. Dadurch, dass sie oben schmäler wurden, stehen sie jetzt auch nicht mehr so schief in den Raum. Befestigt habe ich das Ganze mit 4 Gewinde-Saugnäpfen (halten angeblich je 10 kg) mit 8 cm Durchmesser. Die hab ich einfach in die Löcher der Isolierungen gesteckt und in der Skubb an der Stelle Löcher gestanzt. In den hinteren beiden Löchern der Isolierung bleiben die normalen Saugnäpfe. Innen dann eine Unterlegscheibe und eine selbstsichernde Mutter auf die Gewinde. Ich hab das Ganze mit 5 kg beladen. Dabei bleibt es formstabil. Kosten: 15 Euro für die Skubb und 2 Euro je Saugnapf.

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Der Küchenschub ist auf Auszügen montiert. Als Kocher wollten wir einen Zweiflammer. Zuerst hatte ich einen Outwell-Kocher, der sich aber als Schrott herausstellte. Jetzt ist es ein Primus, der viel besser funktioniert. Die Kartusche ist in einem versteckten Fach, rechts unter dem Kocher. Deswegen ist der Geschirrschub auch 15 cm kürzer. Zum Kartuschenwechsel muss ich den Küchenschub aus der Arretierung lösen und 15 cm rausziehen, was nicht perfekt ist. Bisher ist mir aber keine bessere Lösung eingefallen. Hinter dem Kocher gibt es schmale Fächer für Besteck, Gewürze und Windschutz. Der Geschirrschub hat “push to open”-Auszüge, die leider zu leicht auslösen. Dafür ist der Schub vorne bündig. Kochtopfset und was man sonst so braucht, bringen wir da gut unter. Lediglich die Bratpfanne und der Kaffeekocher müssen nebenan Platz finden.

Im mittleren Fach der Campingbox hatten wir anfangs eine große Kiste. Zwei kleinere Kisten funktionieren aber besser. Eine hauptsächlich für geschlossene Lebensmittel und eine für Dinge, die “Dreck” machen, wie offenes Gemüse oder Brot. Der Wasserkanister läuft auf zwei Stücken Nadelfilz und passte zufällig perfekt.

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Als Erweiterung am Campingplatz habe ich noch ein geniales Vorzelt “Air Seconds Base Connect Fresh” von Decathlon, das ich in einem extra Bericht vorstellen werde.

DIY Camperausbau vom Caddy zum Caddycamper

Vorteile meiner Lösung:
– schneller Umbau
– Stealth-Modus. Wir können nachts alles im Auto unterbringen und sehen von außen aus, wie ein geparktes Auto.
– viel Liegefläche mit guter Kopffreiheit
– Küchenbox kann komplett rausgenommen werden

Nachteile:
– man muss beim Aufbau immer überlegen, was man benötigt, denn an die mittlere Kiste kommt man nicht mehr ran, wenn das Bett aufgebaut ist.
– bei Regenwetter kann man innen nicht sitzen und ist auf ein Vorzelt angewiesen.

4 Kommentare zu “Mein Umbau vom Caddy zum Caddycamper

  1. Dennis

    Yay, das sieht alles sehr gut aus! Und danke auch für die Verlinkung 😉

    Ich konnte mich nicht dazu durchringen, mir beim Lila Busshop die teuren Verdunklungen zu kaufen. In Spanien gibt es einen Shop (freesleep.es), der mehr oder weniger die gleichen Teile anbietet, aber für die Hälfte des Preises. Die Webseite ist, zugegebenermaßen, gruselig, aber die Teile sehen gut aus und eine Aufbewahrungs-/Transporttasche ist auch schon mit dabei.

    Viele Grüße
    Dennis

    1. Tom Autor des Beitrags

      Ich bin am überlegen, einen einfachen Stoffvorhang zwischen Fahrersitzen und Rückbank zu nähen und nur hinten die Isolierungen zu verwenden. Viele nutzen auch kleine Neodym-Magnete statt der Saugnäpfe, was mir sinnvoller vorkommt.

  2. Folie

    Überlegen uns auch unseren Wagen umzugestalten. Die Unterbox ist bestimmt ziemlich praktisch, diese darf auch bei uns nicht fehlen. Danke für die Einblick.

    Lg Alisa

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