Test: Hardshelljacke Bergans Letto V2 aus umweltfreundlicherem Dermizax®
Die Letto V2 von Bergans ist eine sehr leichte und einfach verstaubare 3-lagige Hardshelljacke, die mit Dermizax®-Membrantechnologie ausgestattet ist. Sie gewährleistet sehr guten Schutz vor Wind und Regen. Der locker sportliche Schnitt bietet viel Bewegungsfreiheit bei allen Aktivitäten. Lange Belüftungsreißverschlüsse unter den Armen und Fronttaschen aus Mesh bringen viel Luft an den Körper, wenn es richtig anstrengend wird. Der UVP beträgt 250 Euro.
Anmerkung: Für den Test wurde mir die Jacke von Bergans auf meine Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich erhalte aber keine Bezahlung.
Bei Hardshelljacken bin ich sehr zwiegespalten. Ich bin jemand, der nicht leicht friert, dafür aber schnell und viel schwitzt. Solange es nicht regnet, stürmt oder zweistellige Minusgrade hat, wird man mich maximal in einer dünnen Laufjacke oder Radweste sehen. Meine Hardshellhose beispielsweise trage ich seit Jahren im Skitourenrucksack für den alpinen Notfall spazieren und habe sie erst einmal angezogen. Meine einzige wirklich dichte Jacke wurde schon vor langer Zeit von meiner Mutter beschlagnahmt (“orange gefällt mir so gut und steht Dir sowieso nicht”). Gleichwohl weiß ich, dass ich im Notfall bei Regen oder Schnee mit meiner Daunenjacke aus Pertex nicht lange warm bleibe. Es musste also was her.
Ein kleiner ökologischer Exkurs
Ich für meinen Teil honoriere schon immer Unternehmen, die beim Umweltschutz Vorreiter sein möchten. Firmen, die Umweltschutz nur im Programm haben, weil ihnen nichts anderes mehr übrig bleibt oder die eher Greenwashing-Kampagnen betreiben, ignoriere ich lieber. Nun ist es aber so, dass die meisten hochwertigen Hardshelljacken mit Materialien vom Platzhirschen Gore kommen, wo man sich lange Jahre dagegen gewehrt hat, umweltfreundliche – sprich PFC-freie – Produkte zu produzieren. Erst durch den enormen Druck der anderen Marktteilnehmer und der Öffentlichkeit, vor allem aber durch ein EU-weites Verbot von PFCs, ist man dort zu einem “Umdenken” bereit:
“Zwischen 2021 und 2023 wird die Gore Fabrics Division ökologisch bedenkliche PFCs aus allen übrigen Laminaten zur Herstellung von Verbraucherprodukten entfernen, aber natürlich weiterhin Produkte liefern, die die Leistungsanforderungen für den jeweiligen Einsatzzweck erfüllen”
Stattdessen wird nun mit PTFE beschichtet, das man auch unter dem Markennamen Teflon kennt. Über die Gefahren von Teflon finden sich im Internet zahlreiche Berichte von anerkannten wissenschaftlichen Stellen. Vor allem bei zu starker Erhitzung entstehen giftige Dämpfe. Bei Jacken mag das weniger eine Rolle spielen. Dafür sollte man sich aber merken, dass jeder minimale Abrieb an Ästen oder Fels auf ewig in der Umwelt bleibt, da das Material nicht biologisch abbaubar ist, was selbst Gore einräumt:
Dieses Fluorpolymer ist reaktionsträge, wasserunlöslich, extrem stabil und daher nicht biologisch abbaubar.
Eine weit umweltfreundlichere Alternative kommt vom japanischen Hersteller Toray, nennt sich Dermizax™ und besteht zu 100% aus Polyester.
Dermizax™ ist ein Laminatmaterial mit einer leistungsfähigen Membran, die eine ausgezeichnete Feuchtigkeitsdurchlässigkeit, Wasserdichte und verringerte Kondensation bietet”. Das Laminatmaterial ist dehnbar, leicht und fühlt sich geschmeidig an.
Ein weiterer großer Vorteil von Dermizax™ ist, dass die Membran keine offene Poren hat, die durch Salz oder Fette verstopfen können, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist. Aus dem gleichen Grund kann auch normales Vollwaschmittel verwendet werden und eine häufige Wäsche hat keine negativen Folgen. Die Atmungsaktivität bleibt langfristig erhalten.
Bergans hat eben dieses Dermizax™ in der Letto verbaut, was auch der Grund ist, warum ich diese Jacke wollte.
Die Ausstattung
Bei den technischen Daten bewegt sich das Material in den üblichen Bereichen. Die Wassersäule beträgt 20 000 mm, der Feuchtigkeitstransport bis zu 8 000 g/m²/24 h. Bei letzterem ist es aber wie bei allen Funktionsjacken. Kein Material der Welt kann kann so viel abtransportieren, wie es bei stark schwitzenden Menschen notwendig wäre. Deswegen gibt es unter den Achseln jeweils einen langen Reißverschluss vom Hüftknochen bis zum Bizeps. Die beiden Seitentaschen sind innen aus Mesch gefertigt, so kann hier eine zusätzliche Belüftung erfolgen.
Die Taschen sind hoch angebracht, dass man sie mit einem anlegten Klettergurt noch gut bedienen kann. Unter die Kapuze bekommt man noch einen Kletter- oder Radhelm. Die Anpassung erfolgt über eine Kordel an der Rückseite. Das Schild ist zusätzlich verstärkt. Ohne Helm finde ich persönlich das Sichtfeld etwas eingeschränkt. Die Abschlüsse an den Ärmeln lassen sich per Klett weit verstellen. Alle Zipper haben kurze Verlängerungskordeln und lassen sich so auch mit Handschuhen gut bedienen. Am Saum gibt es noch eine elastische Kordel, mit der man die Weite der Jacke anpassen kann.
Das Gewicht bei Größe L beträgt 414 Gramm, das Packmaß ist sehr klein. Ausser der abgebildeten Version in mausgrau gibt es sieben weitere Farben von schlicht bis bunt. Es gibt natürlich Männer- und Damenvarianten.
Fazit: Die Bergans Letto V2 ist eine unempfindliche Hardshelljacke. Technisch steht sie den Materialien anderer Marktteilnehmern in nichts nach. Ökolgisch bewegt sie sich durch den Verzicht auf PFA- bzw. PTFE-Beschichtungen und die hundertprozentige Recyclingfähigkeit aber in einer ganz anderen Liga.