Test: Runalyze – erste Erfahrungen

Als ich mir 2008 meine Garmin GPS-Uhr Forerunner 305 gekauft hatte suchte ich nach einer geeigneten Software um die Daten anständig am PC verwalten zu können. Damals landete ich wie so mancher anderer auch bei  Sporttracks, das es damals noch kostenlos gab und das alles konnte, was ich so benötigte. Mittlerweile ist die Software nur noch kostenpflichtig zu bekommen, die Pro-Version gar nur im Rahmen eines jährlichen Abos. Da meine Forerunner 305 in die Jahre gekommen ist und sich das Kunststoff mittlerweile zersetzt wurde es Zeit, sich über Neugeräte zu informieren. Recht schnell wurde klar, dass die neuen Geräte von meiner alten Freeewareversion von Sporttracks nicht mehr unterstützt werden. Durch Zufall entdeckte ich dann Runalyze, das mich vom Konzept her sofort begeisterte und da ich es jetzt acht Wochen im Einsatz habe ist es Zeit für einen Bericht.

Hauptunterschied ist, dass das Ganze webbasiert funktioniert. Als Plattform dient dabei ein Webserver mit PHP und MySQL. Diesen kann man lokal installieren, indem man WAMP („Windows, Apache, MySQL, and PHP“), bzw. die Linuxvariante LAMP verwendet. Idealerweise hat man bei einem Provider Webspace zur Verfügung, der diese Funktionalitäten bereitstellt. In diesem Fall hat man es bei der Installation wesentlich leichter. Die Einrichtung der erforderlichen Umgebung kann unter Windows manchmal ein wenig tricky sein. Möchte man sich die ganze Installationsarbeit nicht antun, kann man direkt beim Entwickler ein kostenloses Konto anlegen, das aber anscheinend gelegentlich nicht so ganz performat zu sein scheint.

Da ich selbst einige Webseiten betreibe und alle Grundvoraussetzungen für die Software schon gegeben waren, war es für mich keine Frage, dass ich die Geschichte dort betreiben wollte. Zudem habe ich so die Möglichkeit, von jedem Gerät mit Internetbrowser auf mein Tagebuch zugreifen zu können, was bei einer lokalen PC-Installation mit WAMP nicht der Fall ist. Per FTP-Programm habe ich das PHP-Script hochgeladen und dann die install.php aufgerufen. Die Installationsroutine forderte mich auf, noch ein paar Schreibrechte auf bestimmte Ordner einzurichten und die Verbindungsdaten zur MySQL-Datenbank anzugeben. Anschließend konnte ich bereits mein Benutzerkonto anlegen. Ich gehe hier mal nicht auf Details ein, die Installation ist in der Dokumentation gut beschrieben und notfalls bekommt man im Forum auch guten Support.

Zuerst muss man im Konfigurationsmenü die wichtigesten Daten wie Geschlecht etc angeben. Die Einstellmöglichkeiten sind enorm. Es gibt eine Kleider- und Schuhverwaltung, wo man dann beim Training angeben kann, was man getragen hat. Gerade bei den Schuhen ist die Laufleistung ja interessant. Die Entwickler haben mir übrigens auch zugesagt, dass in einer der nächsten Versionen so etwas auch fürs den Fahrradmodus kommt.

Meine Altdaten aus Sporttracks konnte ich problemlos importieren. Überhaupt stehen zahlreiche Importfilter zur Verfügung. Was nicht funktionierte war die Übernahme der Laufschuhleistung aus Sporttracks. Die konnte ich dort auch verwalten. Hier habe ich vom Entwicklerteam auch die Zusage bekommen, dass das demnächst gefixt wird. Ich werde dann eben nochmal eine Import durchführen.

Runalyze Oberflaeche

Die Programmoberfläche wirkt sehr aufgeräumt und gliedert sich generell in drei Teile: Links oben die Kalenderansicht, wo man die wichtigsten Trainingsdaten im Überblick hat. Welche Werte hier angezeigt werden kann man selbst bestimmen. Darunter die Statistiken, die man auch selbst auswählen und sortieren kann. Die wichtigsten Trainingsdaten hat man hier im Überblick. Auf der rechten Seite sitzen die Panel-Plugins, die man sich ein- und ausblenden kann wie man möchte. Dort werden auch standardmäßig verschiedene Rechenbeispiele angezeigt.

Runalyze EingabemaskeFür den Import eines Trainings von meiner 305er musste ich das Web-Plugin von Garmin im Browser installieren. Das machte bei mir beim Internet Explorer Probleme, im Firefox funktionierte es aber problemlos. Bei den neuen Garmin Uhren, die über Garmin Connect arbeiten sollte, das genauso funktionieren, bzw. kommt da das Plugin automatisch mit der Software mit. Beim Einlesen kann man auswählen, welche Trainigs von der Uhr man übernehmen möchte und kommt dann in die vorgefüllte Eingabemaske, wo man noch Ergänzungen per Hand machen sollte. Trainiert man ohne Gerät, kann man alle Informationen auch manuell eintragen. Diese Maske verwendet man auch, wenn man beispielsweise Aktivitäten wie Kraftraum, Fitnesstudio, Yoga oder Streching eintragen möchte. Über die Checkbox “Öffentlich” kann man seine Trainingseinheit übrigens mit anderen teilen. Es wird dann ein Link zu eben genau dieser einen Einheit erzeugt.

Nach dem Speichern bekommt man dann eine recht anschauliche Zusammenfassung. Ich habe hier als Beispiel ein Intervalltraining genommen, wo 3 x 3 Kilometer im Tempo von 4:20 min/km mit einem Kilometer Trabpause auf Programm stand.

Runalyze Trainingsdetails

In den Diagrammen sieht man schön, wo die schnellen Abschnitte waren und wie davon abhängig der Puls nach oben ging. Am Ende des Intervalls erkennt man das Ganze noch auffälliger.Die Anzeige der Laufstrecke auf Google Maps ist recht interessant, wenn man sich mal außerhalb des gewohnten Traingingsumfeldes bewegt. Probleme gibt es natürlich bei der richtigen Anzeige der Höhenmeter. Das ist aber eher ein Problem von GPS-Uhren an sich und weniger vom Programm. Die 124 Höhenmeter sind in diesem Fall absolut utopisch, die Strecke ist bretteben und hier liefert Garmin eindeutig falsche Werte.  Durchschnittspuls und -tempo sind bei einem Intervalllauf natürlich eher unwichtige Werte, Maximalpuls macht da schon eher Sinn.

Runalyze-RundenzeitenInteressant auch die Aufzählung der Rundenzeiten. Hier mal die handgestoppten Kilometerzeiten des Halbmarathons vom letzten Wochenende, wo ich es geschafft habe, fast die ganze Strecke das Tempo gleichmäßig zu halten. Hier würde man einen eventuellen Einbruch dann ganz deutlich erkennen können.

Ein wenig buggy erscheint mir noch der Punkt Wettkampf. Irgendwie habe ich noch kein Schema erkannt, wann ein Wettkampf in die Liste übernommen wird und wann nicht. Ebenso ist die Berechnung der Prognosen für die möglichen Bestzeiten wirklich nicht mehr als eine Spielerei. Laut den vier vorhandenen Rechenmodellen sollte ich beim Halbmarathon in Weltrekordzeit (David Cameron, Herbert Steffny), knapp darüber (Robert Bock) oder in 1:54 (Jack Daniels) ins Ziel kommen. Am Sonntag bin ich 1:28 gelaufen. Teilweise wird sogar für Marathon eine schnellere Pace errechnet wie für Halbmarathon oder 10 km. Naja.

Fazit: Für mich ist Runalyze ein Traum. Ich kann von überall auf meine Daten zugreifen und habe sie im Gegensatz zu Garmin Connect oder Polar selbst unter Kontrolle. Das Design ist schlicht und übersichtlich. Hut ab vor den Programmierern, die hier ihre Freizeit investieren und der Allgemeinheit kostenlos ein super Programm zur Verfügung stellen.

Und übrigens: Das Programm ist multiuserfähig, sprich wenn es ein Verein auf der eigenen Homepage installiert, dann können es alle Mitglieder nutzen. Somit laufen die Kosten für den Serverbetrieb auch gegen null.

Update: Beim Import meiner Altdaten wurden zwei Radtrainings als Läufe eingelesen. Seit der Korrektur rechnen die Prognosemodelle von Herbert Steffny und David Cameron relativ vernünftig. Jack Daniels und Robert Bock zeigen aber noch immer völlig utopische Werte an, da sie nur über Trainings mit Pulsdaten rechnen. Evtl. wird das besser, wenn Daten für einen längeren Zeitraum vorhanden sind.

Update 29.09.2017: Der Updateprozess für Selbsthoster ist nicht trivial. Ich hab die Problematik hier beschrieben: https://www.allesnursport.de/runalyze-quo-vadis.html

4 Kommentare zu “Test: Runalyze – erste Erfahrungen

  1. Stefan Eisele

    Ich nutze seit drei Monaten Runalyze und keinen Deinen positiven Bericht nur bestätigen. Runalyze ist meiner Meinung nach Sporttracks weit überlegen, man merkt, dass Läufer für Läufer programmieren.

    Zudem ist es viel leichter geworden, die Onlinevariante zu nutzen. Man muss (wohl nicht mehr wie in Deinem Bericht dargestellt) ein Konto beantragen, sondern einfach einen Zugang einrichten.
    Der Zugriff auf die Onlinedaten bei Runalyze läuft schnell und prolemlos, die Daten sind immer verfügbar.

  2. Ingo

    Ich habe auch noch die Forerunner 305 und war mit Sporttracks 2.1 sehr zufrieden, aber leider werden inzwischen keinerlei Kartendaten mehr angezeigt. Das bisher funktionierende “ApplyRoutes”-Plugin tut seit irgendwann letztes Jahr auch nicht mehr, vermutlich weil der Zwischenserver ( http://maps.myosotissp.com ) nicht mehr richtig funktioniert, über den auf die Kartendienste zugriffen wird.
    Die auffindbaren Infos zur Kartenfunktion sind spärlich und alt. Auf einer französischen Seite wurde empfohlen, zusätzlich das GDAL- Plugin zu installieren – bringt aber nichts.
    Leider lässt sich z.B. das OpenStreetMap-Plugin für Sporttracks 3 auch nicht so einfach umpatchen auf Sporttracks 2.1…
    Hat sonst noch jemand Ideen?

  3. Stef

    Hallo Ingo,

    dann wechsel zu Runalyze. Daten kannst von Sporttracks imporieren. Die Auswertungen sind viel besser. Top Karten, alles weitaus besser.
    Ich hatte früher Sporttracks: kein Vergleich zu Runalyze!!!

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