Bericht: Eiger Ultra Trail E51
Direkt von der Outdoor in Friedrichshafen ging es weiter nach Grindelwald. Für den Eiger Ultra Trail E51 hatten wir uns schon sehr früh angemeldet, noch bevor die Schweiz die Eurobindung beendete. Insofern hatten wir Glück und sparten uns hier wenigstens 30 Euro. Denn auch wenn ich schon oft genug in der Schweiz unterwegs war, das lokale Preisgefüge schockt einen doch immer wieder.
Als wir am Freitag gegen 18:30 Uhr ankamen, hatte es gerade kurz geregnet. Da ich wusste, dass X-Socks vor Ort war, wollte ich mir dort am Stand noch etwas kaufen, doch leider war die Läufermesse schon geschlossen und das obwohl es doch noch bis 19:30 Uhr Startunterlagen gab. So ging es erstmal in die Katakomben der Eishalle, wo die komplette Pflichtausrüstung gecheckt wurde. Sicherlich ist das am Vortag angenehmer, aber irgendwo trotzdem sinnbefreit. Erwartungsgemäß sah man am nächsten Tag auf der Strecke viele Rucksäcke, die wesentlich leichter gepackt waren als beim Materialcheck. Weiter einmal quer durchs Dorf zur Wettkampfbesprechung. Eingeleitet wurde die erwartungsgemäß mit dem Imagefilm. Danach ein paar Worte zum Veranstalter und den Helfern. Der Start wurde wetterbedingt eine Stunde vorverlegt. Große Hitze und Gewitter gegen Nachmittag waren angesagt. Ausgiebig wurde noch darauf hingewiesen, wo man Abfälle wegwerfen darf und dass es nach 2 km eine Engstelle mit Überholverbot gibt. Dann noch ein Video von Schirmherr Ueli Steck, der auf dem Gipfel eines 4000er stand und uns grüßte. Gehört hat man zwar außer Rauschen nichts, doch seine laufende Nase sorgte doch für Erheiterung. Danach im Freien dann mehrmals die Frage, wo denn eigentlich genau der Start ist. Hm stimmt, zur Strecke hatten wir gar nichts gehört. Keine Infos zu den Gefahrenstellen, Wegebeschaffenheit, Streckencharakteristik oder zur Verpflegung.
Sabine und ich starteten dann beide um 5:45 Uhr in Block 1. Der war für die, die unter 10 Stunden bleiben wollten. Da ich nach meinem Sturz in Cham kaum trainieren konnte, nahm ich mir persönlich nicht die Welt vor. Lediglich eine Zeit unter neun Stunden peilte ich grob an. Pünktlich und unaufgeregt wurden wir auf die Strecke geschickt. Auf den ersten Metern durch die Ortschaft entzerrte sich das Feld bereits so gut, dass es an der Engstelle nach zwei Kilometer keine Wartezeit gab. Auf breiten Forststraßen und Wanderwegen ging es hinauf zur Großen Scheidegg und zur ersten Verpflegungssstelle. Dann ein Stück flach bis zum Oberjoch, aufwärts zum Bachalpsee und kurz später runter zur Busalp (2020 m). Alles super zu laufen, breite Wege, technisch keineswegs anspruchsvoll. Trotzdem waren nach 21 km schon dreieinhalb Stunden vergangen. Die Höhenmeter lügen eben nicht. Nun bog die Strecke rechts ab und der Anstieg zum höchsten Punkt auf dem Faulhorn mit 2680 m begann. Die Steigung war zuerst mäßig und zog dann gegen Ende richtig an. Auf der linken Schulter des Faulhorns sah man auch schon wieder Läufer auf dem Weg nach unten. Die Strecke also klar zu sehen.
Am Gipfel dann der Blick auf die Uhr. Zwei Drittel der Höhenmeter und die Hälfte der Strecke waren nach 4:30 geschafft. Mein Plan mit den neun Stunden also realistisch. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto und dem Besuch der Verpflegungssstelle wartete dann der erste Abhang. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt sehr gut. Die leichten Stufen gut zu laufen und die anschließenden Kilometer bis zur Männdlener Hütte schnell geschafft. Nach der Hütte dann das einzige Schneefeld des Tages und weiter durch ein Schotterkar bis zur nächsten Verpflegung in Egg, die viele Läufer einfach passierten, war doch die Schynige Platte bereits per Schild angekündigt. Bis dort ging es immer mal rauf und runter, die Aussicht war gigantisch und ein kurzer Regenschauer kühlte angenehm. An der Verpflegung kam ich dann nach 6:30 an. Noch 15 Kilometer zu laufen, alles bestens also.
Was ich aber nicht wusste: Bis Burglauen wartete jetzt das anspruchsvollste Teilstück auf uns. Sehr steil war der schmale Steig nach unten, viele Stufen zu überwinden und höchste Konzentration gefragt. Dann eine Rampe mit 200 Höhenmetern, an deren Ende wir mit einem Brunnen belohnt wurden. Der Weg wurde nun einfacher und dann irgendwann zur Teerstraße. Viele Läufer hatten auf diesem extrem steilen Stück Probleme, ich konnte es hier noch laufen lassen und machte ein paar Plätze gut. In rasender Fahrt und daher von Zuschauern reichlich beklatscht fragte ich mich nur, wie ich jemals wieder zum Stehen kommen würde. Doch die geschätzt 20 Prozent wurden nach und nach weniger und endeten an der Verpflegungstelle im Dorf. Die Kollegen vom E101 bekamen hier ihre Dropbags und so fanden sich auch viele Familienangehörige und Freunde ein. Da ich auf diesem Teilstück doch unerwartet lange gebraucht hatte, mittlerweile war ich genau 8 Stunden unterwegs, füllte ich nur meine Flaschen, nahm mir einen Riegel und lief weiter.
Drei flache Kilometer auf dem Radweg entlang der Schwarze Lutschine wären eigentlich ideal gewesen um nochmal Tempo zu machen. Nach 45 Kilometer und vorallem nach dem unerwartet heftigen Teilstück ins Tal, ging aber nicht mehr viel. Wir erreichten Grindelwald und vereinzelt waren jetzt auch wieder Zuschauer an der Strecke. Ein junger Bub sagte dann den letzten Kilometer an und der Blick auf die Uhr machte noch geringfügig Hoffnung. 8:53 stand da, doch wusste ich, dass noch eine Steigung wartete. Und die war nicht ohne. Knapp 400 Meter mit 15 Prozent waren ohne zwei kurze Pause für mich nicht mehr zu schaffen. Trotzdem machte ich noch zwei Plätze gut, andere litten scheinbar noch mehr. Endlich oben angekommen rollte ich durch die Hauptstraße in Richtung Ziel. Die neue Holzbrücke runter und rein ins Ziel. Sofort gab es Finisher-Shirt und Stein-Medaille. Die Uhr blieb bei 9:06:23 stehen. Ziel knapp verpasst aber das war egal.
Die Zielverpflegung hatte leider nicht recht viel zu bieten. Riegel, Obst, Wasser, Cola und Iso zwar in großen Mengen, aber der übersäuerte Magen verlangte eher Bier und Deftiges. Sabine kam dann eine Stunde nach mir ins Ziel und verpasste mit 10:02 ihr Ziel von 10 Stunden noch knapper als ich. Um der Enge im Ziel zu entfliehen entschlossen wir uns bald aufzubrechen. Zuvor fütterten wir den Parkautomaten noch mit sage und schreibe 25 Franken. Eine andere Deutsche hinter mir lachte nur und meinte “Willkommen in der Schweiz”. Auf dem Rückweg zum Hotel hielten wir nochmal in Burglauen. Die Stimmung dort war super und für uns gab es noch Massagen, Nudeln und interessante Gespräche mit Läufern des E101.
Fazit: Sicher ist die Landschaft gigantisch schön, die Strecke super, wenn auch überraschend fordernd. Die vielen Helfer waren sehr freundlich und gut gelaunt. Aber wie beim Irontrail vor zwei Jahren hat man gemerkt, dass die Veranstaltung den Einheimischen eher am Allerwertesten vorbei geht. Das ist auch vielleicht nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele Veranstaltungen in der Gegend das Ganze Jahr stattfinden. Das gewisse Flair fehlte einfach und der Veranstalter hat es auch nicht verstanden, im Ziel richtig für Stimmung zu sorgen. Da wäre wahrscheinlich hauptsächlich ein besserer Sprecher nötig gewesen. Ärgerlich waren teilweise die Wanderer auf der Strecke, die mitunter keinen Schritt zur Seite gingen, weil sie ihrerseits von den vielen Läufern genervt waren. Von daher hat der Lauf im Großen und Ganzen gepasst, ein zweites Mal muss ich hier jedoch nicht unbedingt starten. Vielleicht brachte ich aber aus Lam einfach zu viele positive Eindrücke mit und hatte zu hohe Erwartungen 😉
Tolle Leistung und das so kurz nach ULTW. Bin beeindruckt, sind auch viele schöne Bilder dabei.
Danke! Aber Du hast Dich ja nach Lam auch nicht gerade ausgeruht! 😉