Bericht: Skitourenumrundung Meije
Für die Woche vor Ostern war eine Umrundung der Meije in der Dauphinè geplant. Aufgrund der schroffen Felsformationen des umliegenden Écrin Gebirges (auch Pelvoux genannt) spricht man auch vom Karakorum Europas. Von La Grave sollte es über das Col de la Girose nach La Berade gehen. Von dort zum dem Refuge Temple Écrins, weiter über das Col de la Temple und den Glacier Noir zum Refuge Glacier Blanc. Hier sollte die Besteigung des Dôme de Neige mit 4006 m starten, bevor wir uns im Refuge des Écrins wieder eine Übernachtung in einer bewirteten Hütte gönnen wollten. Über das Col de Emile dann weiter zum Refuge Adéle Planchard und hinauf auf die Grande Ruine mit 3765 m. In Villar d Árène sollte das Ganze dann enden. So der Plan, doch es kam alles anders.
Nach der Anreise am Samstag standen wir wie geplant um zehn Uhr am Parkplatz der Talstation in La Grave. Wir packten unsere Sachen nochmal und bewegten uns dann freudig in Richtung Kasse, wo wir ernüchtert feststellen mussten, dass die obere Gondel defekt war. Heute würde wohl nichts mehr gehen, morgen nicht sicher und zudem war für abends bis zu 50 cm Neuschnee angesagt. So suchten wir uns ein Hotel und gammelten den ganzen Tag herum. In der Nacht regnete es sich dann ein und am Morgen war die Gondel noch immer nicht repariert. Gegen Nachmittag wurden dann das Wetter und die weiteren Aussichten besser. Da bei Etappe 1 zu erwarten war, dass wir die Ski rund 400 Meter nach La Berarde würden abtragen müssen und wir ja auch schon zwei Tage verloren hatten, entschlossen wir uns, mit einem Taxi nach La Berarde zu fahren. Die einstündige Fahrt kostete uns 120 Euro und so standen wir dann in der kleinen Ortschaft im Talschluss, die jeden Winter eine gewisse Zeit von der Außenwelt abgeschnitten ist.
Nach dem obligatorischen Startfoto folgten wir dem Bach Le Vénéon nach Südosten. Am Refuge du Carrelet auf 1909 Meter legten wir eine erste kleine Pause ein und inspizierten auch den vorhandenen Winterraum, der Platz für acht Personen bietet. Da es sehr warm war und die Sonne stark auf den Hang schien, benutzten wir für den Aufstieg zum Refuge de Temple Écrins auf 2410 Meter den Sommerweg. Zwar gab es da immer wieder schneefreie Passagen und anstrengende Stufen, doch wollten wir aus Angst vor einer Nassschneerutsche den Hang unbedingt vermeiden, den man normalerweise aufsteigt. Als bei 2200 Meter die Bäume endeten, wurde das Gelände flacher und in leichten Kehren erreichten wir unser Tagesziel, das unter dem Schnee grad so zu entdecken war.
Wir begannen je auf der linken und rechten Seite mit der Suche nach dem Eingang zum Winterraum und legten insgesamt vier Öffnungen frei. Vergeblich, denn der Eingang befand sich genau in der Mitte des Gebäudes. Das Schild, das hier direkt unter dem Dach hängt, war leider vom Schnee verdeckt. Nach Travellunch und schier endlosen Schnee tauen ging es dann bei 3 Grad ins Lager. Wir verhängten unseren Schlafbereich mit ein paar der zahlreichen Decken und so wurde es dann in der Nacht doch ganz ordentlich warm.
Infos Winterraum Refuge de Temple Écrins (2410 m)
32 Schlafplätze abgetrennt vom großzügigen Aufenthaltsraum. Kein Ofen, keine Toilette, begrenzte Zahl Hüttenschuhe vorhanden. Eingang Winterraum genau in der Mitte des Gebäudes
Kosten: 3 EUR
Tag 2:
Am nächsten Morgen starteten wir mit dem ersten Tageslicht und mussten nach rund 50 Höhenmeter aber die Ski bereits wieder abschnallen und gegen Steigeisen austauschen. Eine schmale leicht ausgesetzte Traverse führte uns die nächsten Meter hinauf, bevor das Gelände wieder flacher wurde und wir wieder auf die Ski durften. Die Steilheit des Geländes bewegte sich nun immer zwischen 30 und 40 Grad und mit jedem Meter merkten wir nun die Höhe, die uns ganz schön ins Schnaufen brachte. Kurz vor dem Col de Temple Écrins (3321 m) boten wir dem Wind nun auch volle Angriffsfläche.
Am Col zogen wir daher auch ganz schnell die Felle ab. Nachdem wir ein paar Meter abgefahren waren, wurde es mit dem Wind ein wenig besser, dafür standen wir nun vor der Qual der Wahl, welcher Weg zu nehmen sei. Mehrere Rinnen lagen vor uns und keine war komplett einsehbar. Da an einer aber ein Steinmännchen auszumachen war, entschieden wir uns dann für diese. Da der Schnee aber nicht besonders war und wir auch nicht wussten, was uns weiter unten erwarten würde, entschieden wir uns gegen Ski und für Steigeisen. Mit angemessenen Abständen bewegten wir uns langsam Schritt für Schritt nach unten. Nach ca. 100 Höhenmetern im Gelände um die 45 Grad war dann noch ein kleiner Felsblock zu umklettern, bevor das Gelände dann endlich flacher wurde. Da die Sonne nun bereits in den Hang schien, waren wir dann alle froh, als wir endlich den Glacier Noir erreichten.
Da wir nun bereits seit rund siebeneinhalb Stunden unterwegs waren entschieden wir uns gegen das Refuge Glacier Blanc, denn das hätte nochmal 600 Höhenmeter bedeutet. Abgesehen davon, dass wir schon ziemlich geschafft waren, hätte sich der relativ steile Aufstieg auch an einem sonnenbeschienen Südhang befunden. Als Ersatzziel fuhren wir nun rund 1200 Meter zum Refuge Cézanne auf 1874 Meter ab. Während der Abfahrt sahen und hörten wir ständig Hubschrauber über uns fliegen. Auf halber Höhe des Gletschers fanden wir dann ein kleines Zelt, das offensichtlich schon vor ein oder zwei Tagen verlassen wurde. Uns schwante nichts Gutes. Ab 2200 Meter firnte der Gletscher nun endlich auf und die beschwerliche Abfahrt über eine Kombination aus Harschdeckel und Triebschnee wurde mehr und mehr zum Genuss.
Der Winterraum des Refuge Cézanne befand sich dann in einem extra Gebäude. Der zweistöckige Bau war ohne Schaufelaktion zu betreten und bot im Untergeschoss genug Platz zum Sitzen und im Obergeschoss 12 Lagerplätze.
Infos Winterraum Refuge Cézanne (1874 m)
12 Schlafplätze abgetrennt vom Aufenthaltsraum. Kein Ofen, keine Toilette, keine Hüttenschuhe vorhanden.
Kosten: 3 EUR