Bericht: Skitour Haute Route Teil 1

Vorwort: Die Idee war, die klassische Haute Route von Chamonix nach Zermatt als Skitour zu gehen. Da von Anfang an feststand, dass unser Team zeitlich an die Faschingsferien gebunden ist, war schnell klar, dass wir die Winterräume der Hütten würden nutzen müssen. Entsprechend erhöhte sich der Gepäckbedarf durch Nahrung für mehrere Tage und zwei Kocher. Dazu hatten wir fast alle noch einen Leichtschlafsack dabei. Als Planungsgrundlage hatten wir den Skitourenführer von Rother und orientierten uns auch immer an den zugehörigen GPS-Tracks.

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Chamonix – Champex – Bourg Saint Pierre

So ging es also am 28. Februar in Richtung Chamonix, wo wir (Elmar, André, Fabi, Alex und ich) auf Konstantin trafen, der dort über den Winter ein Chalet gemietet hatte. Früh am nächsten Morgen wollten wir starten. Der Plan war, die erste Gondel in Argentière hinauf nach Grands Montets zu nehmen. Obwohl wir zeitig an der Talstation waren, bekamen wir aber erst die dritte Gondel. In der Gondel gleich die erste Überraschung. Direkt neben mir zog ein Skifahrer ein Akkordeon aus dem Rucksack und fing an zu spielen. Wie sich da gleich die Stimmung bei allen Anwesenden hob! Umstieg an der Mittelstation und ganz rauf. Dort dann der erste Schock, denn als ich meinen Guide 35+ von Deuter wieder aufnehmen wollte, war ein Teil des Beckengurts weg. Nach einer kleine Panikattacke schnappte ich mir den Führer der nächsten Gondel und er telefonierte dann kurz mit der Kollegin, die uns nach oben gebracht hatte. Große Erleichterung als sie mir 10 min später das fehlende Teil in die Hand drückte. Doch leider konnte es noch immer nicht losgehen, denn Fabi stellte nun fest, dass die neuen Tourenstiefel noch nicht ganz in die Bindung passten. So war es dann schon nach 10 Uhr, als wir endlich den frischen Pulverschnee unter die Ski nehmen konnten, um zum Glacier d`Argentière abzuschwingen. Nun suchten wir bei trüber Sicht mit Hilfe des GPS-Tracks den Einstieg zum Col du Chardonnet. Nach fast einer Stunde umherirren im steilen und spurenlosen Gelände stellten wir fest, dass wir viel weiter nordwestlich hätten gehen müssen. Auf der Karte im Führer waren dann auch zwei Varianten eingezeichnet, der Weg des Rother-Tracks aber (zumindest heute) unpassierbar.

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Nach kurzer Beratung beschlossen wir dann auch, nicht mehr die geplante lange Etappe bis Champex in Angriff zunehmen. Die hätte laut Führer nämlich acht Stunden dauern sollen. Auch aufgrund der Tatsache, dass wir wohl alle noch nicht so ganz eingespielt waren und für den Folgetag schönes Wetter angesagt war, beschlossen wir, noch das erste Steilstück hinauf zum Col du Chardonnet zu spuren und dann zurück zum Refuge d`Argentière zu gehen, um dort die erste Nacht zu verbringen. Dort angekommen suchten wir kurz den Eingang zum Winterraum und nach ein wenig Schaufelarbeit war dieser auch freigelegt. Der relativ neue Winterraum besteht aus einem großen Aufenthaltsraum mit Ofen und einem abgetrennten Schlafraum. Der Ofen taugte leider nicht viel, der Schnee im Topf war kaum flüssig zu bekommen, geschweige denn, dass der große Raum warm wurde. So musste das benötigte Wasser für Travellunch und Trinkflaschen mit dem Brenner aus dem Schnee gewonnen werden. Früh ging es dann ins Bett, wo es mir dann zum ersten Mal warm wurde. Da alle 12 Schlafplätze belegt waren, der Schlafraum eine Tür hatte und auch das ganze Gebäude gut isoliert ist, war es im Raum über Nacht schön warm geworden. 10 Grad hatte es am Morgen im Schlafraum und so fiel das Aufstehen leichter als gedacht.

Infos Winterraum Refuge d`Argentière (2771 m)

12 Schlafplätze im abgetrennten Schlafbereich. Zwei dünne Decken pro Schlafplatz. Der Aufenthaltsraum ist geräumig, aber mit dem vorhandenen Ofen nicht warm zu bekommen. Der besagte Ofen heizt so schlecht, dass man nicht einmal Wasser darauf schmelzen kann. Es sind Kunststoffhausschuhe (ähnlich Crocs) und zahlreiche Regale für die Ausrüstung vorhanden. Für die Toilette (Loch im Boden) muss man nicht ganz ins Freie, sprich man muss nicht die Skistiefel anziehen.

Kosten: 8 Euro, zahlbar in eine Blechbox

Über Nacht hatte es aufgeklart und nach dem Frühstück ging es mit den ersten Sonnenstrahlen hinab zum Gletscher. Auf der Spur vom Vortag stiegen wir dann die ersten 30 min hinauf, bevor wir dann den Rest zum Col du Chardonnet (3321 m) wieder im frischen Pulverschnee spuren durften. Die letzten 30 Höhenmeter waren die Ski zu tragen. Oben angekommen erwartete uns eine sagenhafte Aussicht und eine Abseilstelle. Zwei Franzosen, die mittlerweile von hinten aufgelaufen waren, verzichteten auf ein Seil und fuhren diese Stelle direkt ab. Wir hingegen bauten unser 50 Meter Seil in den vorhandenen Fixpunkt ein. Zwar reichte das Seil trotzdem nicht bis hinunter ins Flache, doch die steilste Stelle konnten wir so nacheinander überwinden.

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Nach einer kurzen Abfahrt über den Saleina-Gletscher machten wir Brotzeitpause an einem freien Felsblock. Von hier bogen wir dann links ab und die Spur ging nun erst flach und zum Ende erneut steil hinauf zum Fenêtre de Saleina (3261 m). Befürchtet hatte ich eine erneute Abseilstelle, doch das riesige Plateau de Trient fügte sich direkt flach an und so ging es leicht abfallend über weite, traumhafte und unberührte Schneefelder in Richtung Cabane du Trient. Diese ließen wir rechts liegen und schwangen über weite Pulverhänge ab. Um nach Champex zu kommen mussten wir noch die 30 Höhenmeter des Col des Ecandies (2793 m) hinauf, die wir mit den Ski am Rucksack und Pickel in der Hand bewältigten.

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Nun durften wir weiter abschwingen und in der späten Nachmittagssonne kamen wir dann endlich in Champex an. Just in time erwischten wir den Linienbus, der uns für 18 CHF zuerst nach Osières und dann weiter nach Bourg Saint Pierre brachte, wo wir im Biwak Napoleon eine Bleibe fanden. Und was freuten wir uns schon auf Rösti und Chäsfondue!

Infos Biwak & Hotel Napoleon Bourg Saint Pierre:

Sauber, zweckmäßig aber heruntergekommen. Im Chalet gab es nur sehr begrenzt warmes Wasser, angeblich wegen einer defekten Sicherung. Die 8 Franken Unterschied zum Zimmer lohnen sich, wie wir beim zweiten Besuch feststellten. Gutes Abendessen a la Carte, das Frühstückbuffet ausreichend und in Ordnung.

Kosten: Chalet: 32,- CHF p.P., Hotelzimmer: 38,- CHF p.P., Frühstück 13,- CHF.

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2 Kommentare zu “Bericht: Skitour Haute Route Teil 1

  1. Niklas

    Hey.

    Und Super Bericht auch wenn die ganze Haute Route nicht geklappt hat.

    Hast du Infos zu all den Winterräumen auf der klassichen haute Route?

    Danke. Niklas

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