Test: Epson Runsense SF-810
Epson als Hersteller für Läuferuhren haben wohl nicht sehr viele auf dem Plan. Doch die Japaner besitzen mit Seiko schon lange entsprechendes Know How im Firmenverbund. Das Schwesterunternehmem stellt nämlich bereits seit einigen Jahrzehnten Uhren her. Die Runsense SF-810 misst den Puls per LED am Handgelenk, kommt also ohne Brustgurt aus. Der unverbindliche Verkaufspreis beträgt 350 Euro, der Straßenpreis liegt ca. 50-80 Euro darunter.
Anmerkung: Diese GPS-Pulsuhr wurde mir vom Hersteller für die Dauer meines Uhrentests leihweise zur Verfügung gestellt.
Der erste Eindruck:
Das Design ist angenehm unauffällig bzw. eher klassisch gehalten und und erinnert mehr an eine herkömmliche Uhr. Sofort fällt einem der angenehme und präzise Druckpunkt der vier Tasten auf. Für die Bedienung reicht ein kurzer Blick auf die Schnellstartanleitung. Da Einzige was man sich merken muss ist, was sich hinter der jeweilgen Taste verbirgt, wenn man länger auf ihr drauf bleibt. Die beiden Tasten auf der rechten Seite dienen zur Navigation, mit der Taste links unten wird bestätigt. Eine eigene “Zurück-Taste” gibt es nicht, hier muss jeweils der Punkt “zurück” im Menü gewählt und bestätigt werden. Alles Weitere ist ein wenig friemelig aber sehr logisch aufgebaut und relativ selbsterklärend. Der Tragekomfort der Uhr ist sehr gut. Das Uhrband ist sehr angenehm und hat zahlreiche Lüftungsöffnungen, was schon wichtig ist wenn man bedenkt, dass die Pulsmessung am Handgelenk erfolgt und man die Uhr deshalb relativ fest zuziehen muss. Das Uhrband kann später auch durch jedes handelsübliche Band ersetzt werden, was ich bei meiner alten Garmin schon zweimal machen musste. Mit 52 Gramm ist die Epson trotz integriertem Pulsmesser die leichteste Uhr im Test.
Für insgesamt vier Bildschirme kann man sich Ansichten einstellen, die man von eins bis drei Zeilen definieren kann, wobei die Schriftgröße bei einzeiliger Darstellung aber nicht größer wird als bei zweizeiliger Anzeige. So kann man sich recht leicht für verschiedene Anwendungsarten Ansichten erstellen. Eigene Programme für Laufen, Gehen und Radfahren gibt es zwar, einen funktionellen Unterschied konnte ich aber nicht feststellen. Die Runsense ist eine reine Läuferuhr, was man auch am fehlenden barometrischen Höhenmesser merkt. Die Ansichten kann man während der Aufzeichnung durch Knopfdruck leicht wechseln. Alternativ funktioniert das auch durch ein kräftiges Tippen auf das Display. Dieses Tippen kann auch so konfiguriert werden, dass eine Zwischenzeit genommen wird oder sich die Beleuchtung einschaltet.
Theoretisch könnte man die Einstellungen auch per Handyapp vornehmen. Ich habe diese App auf meinem Smartphone jedoch nicht testen können. Leider gibt es für den PC kein vergleichbares Programm, was mich schon sehr verwundert.
Trainingseinsatz:
Der Start geht relativ schnell. Man drückt einmal oben rechts und die Uhr sucht sofort nach einem GPS-Signal, was bei mir nie mehr als ein ein paar Sekunden dauerte. Alternativ kann man diese Suche überspringen oder auf Indoor-Modus umschalten, wenn man beispielsweise auf dem Laufband trainiert. Ebenso schnell wird das Pulssignal erfasst. Eine invertierte Anzeige sagt einem, dass die Aufzeichnung noch nicht gestartet wurde. Ein zweiter Tastendruck startet nun die Aufzeichnung, was die Uhr akustisch und per Vibrieren quittiert. Die Anzeige wird wieder hell und das Training kann beginnen. Die Bedienung unterwegs ist denkbar einfach, auch sind die Knöpfe sofort blind zu finden. Warum der Knopf unten rechts anders geformt ist, merkt man (zumindest als Rechtshänder) auch sofort. Das Display war für mich das Beste von allen vier getesteten Uhren. Der Font ist klar und deutlich, der Kontrast bei allen Lichtverhältnissen super.
Für Intervalltraining kann man zwischen Entfernungs- und Zeitintervallen auswählen. Variable Intervalle wie Pyramidenläufe gehen leider nicht. Nicht vergessen sollte man dabei aber, den Pulsbereich richtig auszuwählen, da die Uhr sich sonst zu Tode piepst und das obwohl ich alle Töne im Setup abgestellt habe. Die Funktion der akustischen Pulsbenachrichtigung mag bei Laufanfängern seine Berechtigung haben, bei Intervallen ist sie aber eher nur nervig, vor allem weil man sie nicht von der Start- bzw. Endbenachrichtigung des Intervalls unterscheiden kann.
Die Uhr hat übrigens einen eingebauten Bewegungssensor, der beispielsweise die Schritte zählt. Er kommt auch zum Einsatz, wenn man sich nicht im Freien bewegt, weil man eine Trainingseinheit auf dem Laufband zurücklegt.
Auswertung:
Die Dockingstation (und somit Ladestation) von Epson ist mit Abstand die größte im Test. Sie ist solide gearbeitet und macht einen stabilen Eindruck.
Um an die Daten zu kommen muss man zwingend ein “Run Connect” Konto anlegen. Die zugehörige Software ist schnell installiert, doch trieb mich der erste Upload fast in den Wahnsinn. Ständig bekam ich nur die Fehlermeldung, dass es Probleme mit der Webseite gäbe. Nach einer Stunde brach ich ab um am nächsten Tag dann festzustellen, dass es wohl wirklich einen Fehler bei Epson gab. Seitdem hatte ich keine Probleme mehr. Die Auswertungsmöglichkeiten des Portals sind sehr rudimentär und für ambitionierte Sportler wenig hilfreich. Der Domainname go-wellness.epson.com zeigt schon, wo die eigentliche Zielgruppe liegt.
Hier mal ein Beispiel vom Halbmarathon in Cham, bei dem ich am Start schwer zu Sturz kam und den ich dann noch als Dauerlauf absolviert habe. Die Zusammenfassung zeigt alle notwendigen Messdaten über die Gesamtdauer.
Mit den zugehörigen Diagrammen kann man dagegen nicht wirklich etwas anfangen. Dynamische Skalenbeschriftungen mit krummen Werten und die Skalenhöhe vor allem bei den Herzfrequenzen viel zu klein. Die Kartendarstellung läuft übrigens über Bing Maps (deswegen auch kein Screenshot), sprich man läuft oft im “Niemandsland”, wenn man sich nicht auf Straßen oder großen Forstwegen bewegt.
Für die Simulation einer Indoor-Trainingseinheit habe ich die Uhr drei Stunden im Büro mitlaufen lassen. Quasi als Fitness-Tracker. Rund 1200 Schritte später hatte ich 350 Kalorien bei einem Durchschnittspuls von 53 (min 41, max 113) verbraucht. Alles ganz plausible Werte. Die grafische Auswertung dazu sieht aber dann schon sehr abenteuerlich aus :-):
Leider steht als einziges Export-Format GPX zur Verfügung, was heißt, dass man Indoortrainings gar nicht exportieren kann, da keine Standortdaten vorhanden sind. Der Import in Runalyze funktioniert problemlos. Der Track zeigt dann immer wieder Aussetzer auf der Karte. Das war bei allen absolvierten Läufen so.
In Runalyze kann man aber einstellen, dass die Strecke auf der Karte nicht unterbrochen wird, wenn es größere Lücken aufgrund einer schlechten Aufzeichnungsrate gibt.
Fazit: Die Uhr selbst hat mich voll überzeugt. Sie sieht gut aus, trägt sich bequem, ist auch bei hoher Geschwindigkeit leicht abzulesen und gut zu bedienen. Der optische Pulsmesser funktioniert sehr gut und die Akkulaufzeit von 20 Stunden ist super. Leider wird der überaus positive Eindruck der Uhr durch die schlechte Software zunichte gemacht. Generell ist es für mich schon ein KO-Kriterium, wenn man die Daten nicht auf den PC bekommt, ohne sie vorher ins Internet zu laden. Aber selbst wenn man hierzu bereit ist, bleibt die Leistung weit hinter dem zurück, was man von so einer Uhr erwarten kann. Schade eigentlich.