Radfahren auf der Kurischen Nehrung

Dreieinhalb Wochen waren wir mit dem Caddycamper in den baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen unterwegs. Mit dabei waren die Gravelbikes, mit denen wir ein paar Touren gemacht haben. Unterwegs haben wir viele Bikepacker gesehen und getroffen, die meist auf dem EuroVelo 13 (Ostseeküsten-Route) oder dem EuroVelo 13 (Iron Curtain Trail) unterwegs waren. In den baltischen Ländern teilen sich diese beiden Radwege oft die Strecke.

Nun ist es so, dass ich Lettland und Litauen nicht unbedingt als Paradies für Radreisende bezeichnen würde. Die Autofahrer nehmen kaum Rücksicht, eine Radinfrastruktur ist oft nicht vorhanden und landschaftlich ist oft auch wenig Abwechslung geboten. Wir haben Bikepacker auf dem Standstreifen vierspuriger Autobahnen gesehen (ist meist erlaubt), weil es keine Alternativen gab und wir haben sie bemitleidet, wenn sie uns entgegen kamen, nachdem wir gerade 40 km ohne Ortschaft durch Kiefernwald hinter uns hatten. Eine sehr positive Ausnahme war die Kurische Nehrung. Schon immer touristisch geprägt, wurde da in den letzten Jahren viel investiert. Und weil die knapp 50 km Radweg auf der Nehrung das radfahrerische Highlight des ganzen Urlaubs waren, gibt es diesen Text.

Die Kurische Nehrung trennt das Kurische Haff von der Ostsee. Sie hebt sich etwa dreißig Kilometer nördlich von Kaliningrad allmählich vom Festland ab und erstreckt sich von dort aus etwa hundert Kilometer weit in nordöstlicher Richtung. Die mit 3,8 km breiteste Stelle befindet sich beim Bulvikio ragas (Bullwikscher Haken), vier Kilometer nordöstlich von Nida, dem Grenzort des litauischen Teils. Die schmalste Stelle liegt bei der Siedlung Lesnoi am südlichen Ende der Nehrung und ist nur 380 m breit. (Wikipedia)

Mit dem Caddy standen wir in Dreverna, wo es einen großen Campingplatz gibt, der nicht so unser Fall war. Einen viel schöneren Platz bekamen wir im Fischereimuseum, wo es mitten im Museumsgelände genau 5 Stellplätze gibt. Für 26 Euro gabs Strom, Dusche und Küche. Das Ganze in alten reetgedeckten Häusern – Museum halt 🙂

Campingplatz Fischereimuseum Dreverna Blick über Dreverna

Zur Fähre sind es gerade mal 400 Meter, die mehrmals täglich Fußgänger und Fahrräder nach Juodkrantė fährt. Eine Reservierung am Tag vorher empfiehlt sich auf jeden Fall, vor allem die Fahrradplätze sind begrenzt. Wir hatten nicht vorgebucht, hatten aber Glück. Die erste Fähre war zwar ausgebucht, doch aufgrund der großen Anfrage wurde kurzfristig eine Stunde später nochmal gefahren.

Nach der kurzen Überfahrt ging es mit dem Rad dann gleich mal über den Berg auf die Westseite der Nehrung. Direkt am Strand bogen wir dann nach Süden ab und nun fuhren wir 9 km entlang der Ostsee nach Süden. Badestrände und Naturschutzgebiete wechselten sich ab, wobei Letztere durch einen Holzzaun abgetrennt sind und nicht betreten werden dürfen. Nun wechselt der Radweg ins „Innere“ der Nehrung und verläuft neben der einzigen Straße. Kurz vor Pervalka dann der einzige Kilometer, der noch nicht ausgebaut ist. Statt des Trails durch den Wald, kann man hier auch die Straße nehmen, der Verkehr ist sehr überschaubar.

Der Radweg wechselt nun ans Haff und erreicht schließlich nach 33 km Nida. Dort gibt es einige Urlaubshotels und Ferienanlagen. Entsprechend natürlich auch Souvenirshops, Cafes und einen Supermarkt.

Möchte man an den südlichsten Punkt, teilt man sich nun mit vielen Fußgängern und natürlich anderen Radfahrern den eher schmalen Weg bis man eine Treppe erreicht, wo man sein Rad gut absperren kann. Nach einem netten kleinen Spaziergang über Holztreppen und -wege ist man am Aussichtspunkt auf der Hohen Düne (Parnidžio kopa) und hat einen guten Blick in Richtung Kaliningrad (Tal des Todes).

Möchte man sein Rad nicht aus den Augen lassen, kann etwas westlich die barrierefreie Zufahrt bis fast ganz nach oben nehmen. Westlich von Nida gibt es noch den Leuchttum am Urbo kalnas, der auch eine Besuch wert ist.

Auf gleichem Weg ging es nun zurück. Statt in Juodkrantė wieder zur Fähre zu fahren, folgten wir dem Radweg weiter in Richtung Norden. Ein Badestrand folgte dem nächsten und an fast jedem gab es auch eine Möglichkeit zur Einkehr. Der Radweg bis zur Fähre in Smiltynė ist ein Traum.

Die Überfahrt nach Klaipėda ist kostenlos und alle 20 Minuten möglich. Der Rückweg am Festland war dann sehr abenteuerlich. Wir wollten die Hauptstraße vermeiden und mussten 5 km über eine übelste Wellblechpiste. Anschließend war die Oberfläche leichter zu fahren, dafür wurde es mehrmals schlammig. Die Empfehlung geht daher eindeutig, lieber die Hauptstraße oder ein zweites Mal die Fähre Juodkrantė / Dreverna zu nehmen.

Fazit: Ich kenne kaum Radwege, die auf einer Länge von 50 km so perfekt ausgebaut sind und gleichzeitig so ein Landschaftserlebnis bieten! Hier noch ein kleines Video:

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Video-Link: https://youtu.be/-WIQk3E0PRo

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