NeuseenMAN in Ferropolis
Wenn man für eine Langdistanz angemeldet ist, dann macht man idealerweise ein paar Wochen vorher eine Mitteldistanz. Und da ich schon immer mal Ferropolis sehen wollte, stand die Entscheidung recht schnell fest, mich für den NeuseenMAN anzumelden. Ferropolis? Im Vorfeld musste ich einigen Leuten erklären, dass ich nicht nach Griechenland fliege, sondern in die Nähe von Dessau in Sachsen-Anhalt fahre – und dass es sich um ein Industriemuseum / Eventgelände auf einer Halbinsel im Gremminer See, einem ehemaligen Tagebau handelt. Die alten Schaufelradbagger und Förderanlagen wurden rund um die Arena aufgestellt und bieten jetzt eine unglaublich beeindruckende Kulisse.
Bei der Anreise mussten wir eine Umleitung fahren, denn auch für die Sprint- und Kurzdistanz am Samstag wurden die Straßen komplett gesperrt. An der Kasse zum Museum bekamen wir zugewiesen, wo wir mit dem Caddy stehen durften. Das heisst, eigentlich durften wir stehen, wo noch Platz war. So war ganz schnell klar, dass wir uns direkt an die Laufstrecke stellen würden. 50 Meter zum Ziel und den sanitären Einrichtungen, 100 Meter zur Wechselzone und 150 Meter zum Schwimmstart. Das überzeugt schon mal. Und während wir uns einrichteten liefen grad die letzten Teilnehmer vom Sprint ins Ziel.
Nach einem kleinen Aktivierungslauf kannte ich die Laufrunde und holte anschließend meine Startunterlagen. Alles recht überschaubar und gut organisiert. Auf der kleinen Expo gab es dann noch einen neuen Triathlon-Einteiler für mich. Nach dem Essen noch ein Rundgang über das Gelände und zum Schwimmstart. Nach dem Triathlontalk und der Favoritenvorstellung auf der Bühne ging es dann aber auch schon ins Bett.
Der Bike-Checkin am Morgen war problemlos. Ganz ungewohnt gab es eine freie Platzwahl in der Wechselzone. Bei dem riesigem Platzangebot geht sowas eben. Wettkampfbesprechung, rein in den Neo und ab in Richtung Start.
Zu schwimmen waren zwei Runden auf einem Dreieckskurs mit kurzem Landgang. Wir mussten noch warten, bis das Elitefeld auf Runde 2 war. Der Landstart war dank Zeitmatte am Wasser recht entspannt. Das Feld zog sich schnell auseinander und ich hatte keinerlei “Feindkontakt”. Ich fand sofort meinen Rhythmus, musste allerdings eine ganze Weile blind schwimmen, da die Boje erst nach 200 Meter für mich zu entdecken war. Nach genau 18 min ging ich auf Runde 2 und nach dem Richtungwechsel an der nächsten Boje gab es auf einmal ziemliche Wellen von der Seite. Hin zum Ausstieg kamen diese dann direkt von vorne und ich merkte, dass meine Technik etwas schlampiger wurde. Nach knapp 37 min war ich dann fertig. 1:52 min / 100 Meter ist für meine Schwimmkünste nicht schlecht. Nun ging es den Sandstrand hoch zur Wechselzone. Bei knapp 20 Grad und wolkigem Himmel sparte ich mir Ärmlinge, zog aber Handschuhe an.
Bereits beim Verlassen des Eventgeländes war zu merken, wie der Wind aufgefrischt hatte. Nun ging es auf die Erste der 3 Runden. Super Straßen, die komplett abgesperrt waren – da machts Spaß. Die ersten 15 km merkte ich die fehlenden Kilometer am Zeitfahrrad, denn richtig rund lief es nicht. Um sich richtig an die Aero-Position zu gewöhnen braucht es wohl doch mehr als vier Ausfahrten.
In der ersten Runde war die Strecke ziemlich voll. Ich hielt den nötigen Abstand zum Vordermann ein, wo es nur ging. Aber selbst bei 15 Meter merkt man, dass man ein paar Watt spart. Einige Kollegen machten mal wieder gar keine Anstalten, überhaupt zu versuchen, den Mindestabstand einzuhalten. Über mehrere Kilometer war da eine Fünfergruppe, in der man sich gegenseitig half. Einmal versuchte ich, zu überholen, hatte dann aber alle am Hinterrad und kam nicht weg. In der nächsten Ortschaft wurde ich vom Zug dann wieder überholt. So reihte ich mich mit etwas Abstand hinter ihnen ein. Als dann endlich mal ein Kampfrichter auf dem Motorrad kam, gab es entsprechend Strafen und die Gruppe fiel auseinander.
Zurück von Runde 1 mussten wir dann durchs komplette Eventgelände fahren. Rund 500 Meter Überholverbot für alle. Ärgerlich, wenn man gerade auf einen Schwimmspezialisten aufgefahren ist, der jetzt durchgereicht wird. Die vielen Ecken störten zusätzlich. Da hätte es eine bessere Lösung für die Streckenführung gegeben.
Ab Mitte Runde 2 war ich nun ganz allein unterwegs. Das Feld hatte sich deutlich entzerrt. Nun kam ein Auto von hinten und kurz danach überrundete mich der Führende. Ein paar Minuten später dann das Verfolgerfeld. 4 Mann Rad an Rad, wie beim Teamzeitfahren.
Auf Runde 3 wurde der Wind deutlich stärker und vor allem auf dem letzten Stück kam er direkt von vorne. Ich hatte aber meinen Tritt gefunden und konnte immer wieder einzelne Fahrer überholen. Am Ende hatte ich drei fast identische Runden (216 Watt, 211 Watt, 214 Watt) und einen Schnitt von 36,1 km/h, was an den super Straßen und den nur 250 Höhenmetern lag. Zudem gab es, ausser im Eventgelände, keine langsamen Ecken.
Zurück von Rad übertrieb ich es in den Laufschuhen leider gleich mal etwas. Die Erste der vier Runden hatte ich einen Schnitt von 4:11 min/km, was ich unmöglich halten konnte. In jeder Runde mussten wir auch beim Laufen durch die Arena und jedesmal wartete am Ende der einzige kleine Berg. In Runde 3 und 4 musste ich an den VPs kurz halten. Einmal, weil ich suchen musste, wo es Gels gab, beim anderen Mal musste ich endlich eine Falte im Socken entfernen, die mich schon zwei Runden schmerzte. Nach den vier Runden und knapp 1:24 h für die 19 km lief ich recht entspannt ins Ziel, war doch vor und hinter mir niemand zu sehen. In Summe ein Laufschnitt von 4:28 min/km.
Gesamt hatte ich dann eine Zeit von 4:41:42. Damit landete ich auf Platz 69 der 218 männlichen Finisher und wurde Zweiter in der Altersklasse Senioren 3 (leider wurden nur die AK-Sieger gehrt). In Hinblick auf Roth wusste ich vorher schon, dass es auf dem Rad noch fehlt, aber es ist ja noch etwas Zeit. Schwimmen läuft dieses Jahr sehr gut und läuferisch bin ich auch guter Dinge.
Fazit: Der NeuseenMAN ist ein gut organisierter Triathlon auf einem tollen Eventgelände. Wenn man noch mit dem eigenen Camper anreist, kann man es fast nicht besser haben. Die Teilstrecken sind super. Vor allem die komplett gesperrte Radstrecke finde ich stark. Ausser bei der Ortsdurchfahrt in Oranienbaum war auch der Belag immer bestens. Abzüge gibts nur für die Zielverpflegung und die kalten Duschen.