Heilfasten und laufen

Seit vielen Jahren mache ich fast jedes Jahr im Frühjahr eine Heilfastenkur. Ich kann mich gar nicht mehr so recht erinnern, was damals der Grund war, es mal auszuprobieren. Sicherlich hatte auch der zu erwartende Gewichtsverlust eine Rolle gespielt. Schnell hatte ich mir damals aber ein Buch bestellt, wo die Methode nach Otto Buchinger beschrieben wurde.

Gründe für eine Heilfastenkur gibt es viele, die aber alle kaum wissenschaftlich belegt sind. Die Meinungen gehen da auch weit auseinander. Ich für meinen Teil merke, dass ich verschiedene, erblich veranlagte Hautproblemchen dadurch besser im Griff habe. Hauptsächlich nehme ich mir die Zeit aber für eine Art Neustart nach der Weinhnachts- und Faschingsvöllerei und als Startschuss der neuen Saison. Ich ernähre mich danach (zumindest einige Zeit) deutlich bewusster und disziplinierter.

Einfach gesagt funktioniert der Ablauf ungefähr so: Nach ein bis zwei Entlastungstagen, wo man kein Fleisch und andere schwerer verdauliche Lebensmittel mehr ißt, folgt eine Darmentleerung mittels Glaubersalz. Nun ist Glaubersalz nicht Jedermanns Sache. Wer schon mal im Roten Meer war und beim Schnorcheln versehentlich ein Schluck genommen hat, der hat ungefähr eine Vorstellung, was ihn erwartet. Wesentlich verträglicher ist beispielsweise das F.X. Passagesalz, das man in jeder Apotheke oder Drogerie bekommt. Nach der Darmentleerung gibt es dann nur noch Tee, Gemüsebrühe und bestenfalls mal ein Glas Orangen- oder Gemüsesaft. Man verliert nun pro Tag ca. ein halbes Kilo an Gewicht und die Fettschicht auf dne Hüften wird Tag für Tag merklich weniger. Am Ende der Kur folgen Aufbautage, wo man den Körper langsam wieder ans Essen gewöhnt. Wer nun meint, das sei eine einfache Methode, mal eben ein paar Kilo abzunehmen, den muss ich enttäuschen. Der Körper schaltet in eine Art Sparmodus und braucht weit weniger als zur normalen Zeit. Bekommt er dann wieder Kalorien, versucht er sofort wieder, die fehlenden Reserven aufzubauen. Der typische Jojo-Effekt eben. Die erste Zeit nach dem Fastenbrechen ist also eiserne Disziplin angesagt. Ich schaffe es meist, dass verlorene Gewicht halbwegs zu halten, indem ich auf meine Ernährung achte und wirklich bei jeder Mahlzeit überlege, ob es das jetzt wirklich noch braucht. Wer nach der Kur ißt wie zuvor, der hat sein altes Gewicht innerhalb kürzester Zeit wieder.

Generell empfiehlt es sich, die Fastenkur am Wochenende zu beginnen. Ein paar Tage Urlaub beim ersten Mal können auch nicht schaden. Durch die verringerte Energiezufuhr produziert der Körper wesentlich weniger Wärme, deswegen ist der Winter eigentlich eine ungünstige Zeit. Da ich am 7. Januar aber einen Termin zu Krebsvorsorge hatte und ich somit den Dreikönigstag eh auf der Toilette verbrachte, startete ich dieses Jahr meine Fastenkur recht früh. Mal abgesehen vom Trinken des Abführmittels ist der zweite Tag für mich eigentlich immer der Schlimmste. Das Hungergefühl ist zwar meist gar nicht so schlimm, aber alles, was sonst mal ein wenig zwickt, tut jetzt richtig weh. Von Lendenwirbel bis Zähne, von Kniegelenk bis Kopf, alles schmerzt mal mehr und mal weniger. Dazu ist es gefühlt einfach nur kalt und der Körper ist beweglich wie bei Kilometer 40 beim Marathon. Viel vornehmen brauche ich mir für diesen Tag grundsätzlich nicht. Trotzdem zwinge ich mich immer, zumindest 30 – 40 min locker zu laufen. Mit einem Saunabesuch nach diesem Lauf kann man sich dann etwas Gutes tun. Ab Tag 4 geht es nun aber nur noch bergauf. Der Körper schüttet Endorphine aus und schaltet mehr und mehr auf Glücksmodus um. Auch die Kraft kommt zurück.

Trainieren geht nun wieder problemlos. Während der Läufe wird jeder feststellen, dass der Puls deutlich weiter oben ist als normal und dass die Spritzigkeit fehlt. Lange ruhige Läufe sind jedoch kein Problem. Durch die fehlenden Kohlenhydrate wird der Fettstoffwechsel super trainiert. Plane ich länger als zwei Stunden unterwegs zu sein, nehme ich mir aber doch immer ein Gel für den Notfall mit. Das beruhigt den Kopf ungemein. Die Leber arbeitet während der Fasterei deutlich mehr und kann auch gelegentlich mal schmerzen, wenn man auskühlt. Vor allem den Rumpf sollte man daher gut warm halten. Zu Hause tut dem Bauch eine Wärmflasche auch mal gut. Ansonsten sollte man es während der Fastenzeit ein wenig ruhiger angehen lassen, Stress und große geistige Anstrengungen vermeiden und für jeden Tag eine Stunde mehr Schlaf einplanen.

Sicherlich kostet eine Heilfastenkur ein gewisses Maß an Disiplin und mehrmals muss man sich wirklich zusammenreissen, um nicht diversen Versuchungen zu erliegen. Hat man die ersten Tage überwunden, wird es von Tag zu Tag leichter. Ich kann nur empfehlen es mal auszuprobieren. Eine Woche sollte man aber mindestens durchhalten, sonst macht man nur die schlechten Tage durch und erinnert sich anschließend nur an die „Qual“. Und wie schon gesagt: Geht nicht mit dem Ziel an die Sache, mal schnell ein paar Kilo abzunehmen. Ohne Ernährungsumstellung sind die Pfunde danach sofort wieder da.

Weitere Info findet man bei René Gräber. Als Buch kann ich Wie neugeboren durch Fasten (ISBN 978-3833834103) empfehlen.

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