Bericht: Raiffeisentriathlon Neuwied Mitteldistanz

Nach meiner eher durchwachsenen Leistung in Roth war klar, dass damit die Triathlonsaison nicht enden sollte. In der Woche danach suchte ich mir eine Mitteldistanz, die so spät im Jahr wie möglich sein sollte. Natürlich kommt einem da erstmal die Challenge Peguera in den Sinn, doch sollte es etwas mit einfacherer Anreise ohne Flug sein. Schnell landete ich beim Raiffeisentriathlon in Neuwied bei Koblenz. Die Webseite war vielversprechend: Strömungsschwimmen im Rhein und die Radstrecke auf einer gesperrten Bundesstraße. Also angemeldet.

Aber zunächst war Regeneration und dann Urlaub angesagt. Bis Ende August trainierte ich minimal, immerhin lief ich am 20.8. in Jönköping und am 4.9. in Ebermannstadt zwei Halbmarathons (1:26:22 bzw. 1:26:08). Die ganze Zeit zwickte schon die linke Achillessehne im Wechsel mit dem Ischias. Das Lauftraining beschränkte sich auf ein paar Intervalle, am Rad war es nicht viel besser. Die Vorbereitung lief also nicht sonderlich. Aufgrund meiner frühzeitigen Anmeldung blies ich das Vorhaben aber nicht ab. Außerdem hatte sich Karina für die olympische Distanz angemeldet und wollte ihren ersten richtigen Triathlon bestreiten. In der Wettkampfwoche dann noch Wetterumsturz mit niedrigen Temperaturen und Regen, was auch fürs Wochenende so bleiben sollte. Anfahrt am Samstag mit Shoppingstopp in Herzogenaurach. Endlich in Neuwied (was für eine häßliche Stadt) suchten wir (und andere) vergeblich das Wettkampfgelände. In dem Park, wo laut Streckenplänen die Wechselzone sein sollte, war nichts zu sehen, was auf eine Veranstaltung hindeutete. Nirgends Wegweiser oder Radständer. Immerhin auf den Straßen Parkverbotsschilder für den Sonntag. Wurde die Veranstaltung vielleicht wegen schlechtem Wetter abgesagt? Auf der Homepage nur der Hinweis, dass Scheibenräder wegen des erwarteten starken Windes verboten sind. Also scheinbar keine Absage. Wir parkten unter der Rheinbrücke, wo wir vom Dauerregen verschont blieben. Die Nacht im Caddy unter der Brücke war erstaunlich ruhig und wir schliefen gut.

Am Morgen kamen dann jede Menge Autos mit Rädern, deren Fahrer recht zielstrebig in die Richtung marschierten, wo die Wechselzone sein sollte. 200 Meter weiter dann die Auflösung. Das Ganze wurde auf die andere Seite des Damms verlegt, das Ziel in die angrenzende Straße. Vom ausgeschriebenen “Eventgelände” war das nicht ersichtlich. Jetzt gab es noch Bademütze und Chip (Startnummer, Aufkleber und ein viel zu kleiner After-Race-Beutel kamen vorab per Post. Der Radcheckin war recht entspannt, angeschaut wurde eigentlich nichts. In der engen Wechselzone konnte man sich einen Platz aussuchen und seine Sachen ablegen, wo man Platz fand. Leider wusste von den ganzen Helfern keiner so richtig Bescheid, wie denn die Laufwege wären oder wo man aus dem Wasser kommt. Die Infos aufs der Homepage waren ja alle hinfällig. Irgendwie alles ein wenig wie in den Triathlon-Anfangszeiten. Bei der Wettkampfbesprechung wurden dann ein paar Fragezeichen beantwortet, aber ebenso viele neu aufgeworfen. Man solle beispielsweise nicht zu weit am Rand schwimmen, aber auch den Ausstieg rechtzeitig ansteuern, denn die Strömung sei heftig.

Um 10:45 Uhr quälten sich dann zwei Busse durch die engen Straßen und brachten nach einiger Rangierei die Hälfte der Athleten zum Start. Mitteldistanz und olympisch hatten die gleiche Distanz zu schwimmen. Start sollte um 11 Uhr sein. Also erstmal nicht fertig machen, bis die zweite Fuhre kommt passiert eh nichts. Die Busse waren dann um 11:10 Uhr wieder da. Also Neo angezogen und den Kleidersack zum Shuttlebus. Dann kam eine Durchsage: “Wir warten noch kurz auf die Startfreigabe der Polizei”. 10 Minuten später dann “Es wurde eine Barke auf der Radstrecke entwendet, die Polizei hat die Radstrecke nicht freigegeben.” So standen wir also barfuß im Neo und warteten eine geschlagene Stunde bei 10 Grad und Regenschauern, bis wir endlich um 12:10 Uhr starten durften.

Das Schwimmen war einzigartig. Kaum im Wasser, war ich allein unterwegs. Keinerlei Feindkontakt auf der ganzen Strecke. Man merkte die Strömung schon etwas, aber nicht sonderlich deutlich, da das Ufer als Bezugspunkt doch etwas weg war. Erst als eine Schifffahrtsboje regelrecht an mir vorbeiflog wurde klar, wie schnell wir unterwegs waren. Nach 20 Minuten kam schon die Rheinbrücke in Sicht, ab der mir empfohlen wurde, mich langsam in Richtung Ufer zu orientieren. Nach 25 Minuten war das Schwimmen dann auch schon vorbei. Zahlreiche Catcher von der DLRG fischten Triathleten aus dem Wasser und fingen auch die ein, die Strömung unterschätzt hatten. Treppe hoch und Uhr gedrückt. What? 3200 Meter in 25 Minuten? Wahnsinn!

Ich hatte mich für dicke Überschuhe, warme Ärmlinge und Regenjacke entschieden, was sich temperaturmäßig als optimal herausstellte. Bis ich die Ärmlinge aber an den nassen Armen hatte, verging eine Ewigkeit. Hinter mir hörte ich Karina vorbeilaufen: “Habs überlebt!”. Knapp 7 Minuten brauchte ich in T1 – eigentlich sollte ich es doch langsam können! Vom ersten Meter fühlten sich meine Beine gut an. Leider hatte mein Wahoo aber durch die lange Standzeit Powermeter und Brustgurt entkoppelt und ich musste ihn neu starten. Ab dann fuhr ich möglichst gleichmäßig meine anvisierten 240 Watt, was wirklich gut ging. Wir mussten viermal einen Wendekurs auf der Bundesstraße fahren. Bis zum Wendepunkt ging es rund 200 Meter bergauf und dann in rasanter Abfahrt zurück. Bergauf störte der Seitenwind kaum, bergab bei Tempo 60+ schon eher. Mehrmals musste ich aufhören zu treten, um den Rahmen mit den Knie zu stabilisieren. In Runde 2 begann der Lenker eines Vordermanns dermaßen zu flattern, dass ich mir schon sicher war, gleich erste Hilfe leisten zu müssen. Aber zum Glück ging das Ganze gut aus. Ich war nun auch etwas vorsichtiger unterwegs. Der Regen prasselte mal mehr, mal weniger auf uns ein und ich war froh, mich für Regenjacke und -schuhe entschieden zu haben. Dass die Strecke am Ende nur 76 km lang war, bedauerte heute wohl niemand.

Wieder in der Wechselzone, floss das Wasser regelrecht aus den Schuhen. Ich wechselte daher auch die Socken, was nochmal eine Ewigkeit dauerte. Auf der Laufstrecke zwickte vom ersten Meter wieder die Achillessehne. Ab Kilometer 2 wurde es etwas besser und ich konnte etwas Gas geben. Nach 4,2 km ging ich schon auf die zweite Runde, die Laufstrecke war also auch zu kurz. Zur Halbzeit fing nun wieder mein Ischias an zu stechen, was aber gerade noch im erträglichen Rahmen blieb. Ich konnte noch ein paar Plätze gut machen. Für die 17 km benötigte ich am Ende 1:17 h, lief also in einem Schnitt von 4:33 min/km. Nach 4:19:49 lief ich als Dritter in meiner AK ins Ziel. 10 Sekunden hinter dem Zweiten 3 Minuten hinter dem Sieger. In der Wechselzone hatte ich also den AK-Sieg vertrödelt. 5 Minuten auf den Sieger und 3 Minuten auf den Zweitplatzierten hab ich da verloren. Naja, Pech.

Karina empfing mich im Ziel und war bereits geduscht. Nach einem längerem Kampf mit dem Neo nach dem Schwimmen, ging es bei ihr auf dem Rad nur darum, völlig durchgefroren mit springender Schaltung irgendwie ins Ziel zu kommen. Mit der tagesschnellsten Laufzeit bei den Frauen holte sie sich aber noch den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. Wenn man seinen ersten Triathlon bei solchen Bedingungen macht, ist es irgendwo verständlich, wenn man keine Lust hat, sich sowas nochmal anzutun. Da halfen meine tröstenden Worte erstmal wenig, dass sie nahezu alles mitmachen musste, was einem so passieren kann und es beim nächsten mal nur angenehmer werden könne.

Die Zielverpflegung war sehr dürftig und selbst bei den meisten Dorftriathlons besser. Wasser, Bier Cola gab es. Dazu Prinzenrolle oder Schokokekse. Kein Obst, keine Brote – geschweige denn etwas Warmes. Überhaupt war die Verpflegung auf der ganzen Strecke sehr minimalistisch. Bereits bei der Wettkampfbesprechung hieß es, die Verpflegung auf der Radstrecke sei nur für die Mitteldistanz. Gegeben hätte es da Wasser und Iso. An die Flaschen wäre man aber gar nicht gekommen ohne abzusteigen, da sie auf einer Mittelleitplanke an der Wende standen. Auf der Laufstrecke gab es wahlweise auch nur Wasser oder Cola. Trockene Sitzgelegenheiten gab es im Ziel ebenso nicht. Also den Beutel mit den Klamotten holen. Die waren in der Wechselzone abgelegt worden. Dort lagen sie für Stunden im Regen. Natürlich war alles darin mittlerweile patschnass. Beim Auschecken hätte ich jedes Rad mitnehmen können, eine Kontrolle gab es quasi nicht. Mit dem Transponder hätte ich es theoretisch auslösen sollen, aber der einzige Verantwortliche dafür war grad gar nicht am Platz, als ich raus wollte. Immerhin war das Wasser in den Duschen danach wunderbar warm.

Fazit: Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden, auch wenn der verbummelte Sieg ärgerlich ist. Der Wettkampf hätte wirklich Potential, die Streckenführung hat mir sehr gefallen. Vor allem das Schwimmen im Rhein und die Radstrecke waren toll. Dass bei dem Dauerregen keine Zuschauer kommen ist verständlich. Was aber gar nicht geht, ist die durchweg schlechte Organisation. Wenn das mit der Startverzögerung wirklich an einer geklauten Barke und unwilligen Polizisten lag, dann kann man das dem Veranstalter nicht anlasten – man kann da nicht an alles denken. Aber die ganzen restlichen Dinge, die ich oben erwähnt habe, gehen gar nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert