Bericht: Powerman Duathlon-WM Zofingen
Für Zofingen hatte ich mich bereits im Winter angemeldet. Gleichzeitig schickte ich meine Bewerbung an die DTU, um nicht nur im Open Race, sondern bei der ITU Weltmeisterschaft starten zu können. Als dann die Zusage kam, hieß es, erstmal die Wettkampfklamotte der Nationalmannschaft zu erstehen. Die muss man nämlich selbst kaufen. Nach einigem hin und her – der Austatter 2XU hat ein wenig sonderbare Größenvorstellungen – hatte ich eine passende Hose in M und ein noch immer knappes Oberteil in XL!?!
In Zofingen war ich zuletzt 1995 am Start und der Wettkampf damals hat ein regelrechtes Trauma hinterlassen. Auf den Bergen lag Schnee und nach der ersten von zwei Radrunden stand ich heulend am Straßenrand und wollte aufhören. Nur durch viel gutes Zureden und ein paar trockene Klamotten war ich damals bereit weitermachen. Beim abschließenden Lauf ging ich durch die Hölle. Der anschließende Muskelkater unbeschreiblich.
Die Fahrt in die Schweiz nutzten wir, um in Friedrichshafen noch die Eurobike zu besuchen. Für sportlich orientierte Radfahrer wie uns war die Messe eine ziemliche Enttäuschung. Ausser Bianchi, De Rosa und Willier war eigentlich kein großer Hersteller da. Die Marktführer glänzten fast alle mit Abwesenheit. Fahrradbekleidung ebenso Fehlanzeige. Stattdessen E- und Cargo-Bikes satt. Immerhin waren ein paar Bikepacking-Spezialisten da, wobei Platzhirsch Apidura auch fehlte. Trotz allem gab es ein paar nette Gimmicks zu entdecken, die hier demnächst vorgestellt werden. Dazu jede Menge Sinniges und Unsinniges.
Bei Lizard Skins lief ich MTB-Legende Danny MacAskill in die Arme und ließ mir die Chance zum gemeinsamen Foto nicht entgehen. Zum Abschluss hatten wir uns noch zum Bloggerrundgang angemeldet. Da hatte ich anscheinend was in der Anmeldung übersehen, denn wir bekamen nur E-Bikes präsentiert.
Mit unserem Hotel in Zofingen hatten wir richtig Glück. Das “Partner Hotel” war für schweizer Verhätnisse sehr günstig und erst vor einem Jahr eröffnet. Das Veranstaltungsgelände war zu Fuß in ein paar Minuten zu erreichen und von der Chefin gab es auch gleich eine Zusage, dass wir das Zimmer Sonntag (Sabine und ich mussten Montag beide wieder in der Arbeit sein) erst nach dem Wettkampf räumen brauchen.
Für die Startunterlagen mussten wir uns dann nicht lange anstellen. Vor der Wettkampfbesprechung besuchten wir noch die Expo, wo ich Bloggerkollegen Stephan traf, bei dem ich im Vorfeld schon Infos zu richtigen Schuhwahl bekommen hatte. Da wir die Radstrecke nicht kannten, empfahl er uns, diese wenigstens noch mit dem Auto abzufahren, denn die Abfahrten seien mitunter etwas unübersichtlich. Nun fahren sich Straßen auf dem Rad natürlich ganz anders als im Auto, doch zumindest wussten wir nach der Runde, dass die Steigungen nicht überaus steil sind. Letztendlich gibt es zwei nenneswerte Steigungen pro Radrunde. Dazwischen wechseln sich wellige Dorfdurchfahrten mit flotten Hauptstraßen ab. Die Strecke gefiel mir auf Anhieb und ist wohl am ehesten mit der in Heilbronn zu vergleichen, hat aber deutlich weniger Höhenmeter.
Auf der Pasta-Party gab es eine Parade der 32 teilnehmenden Nationen (ist ja schließlich eine WM). Danach ging es bald ins Bett.
Schien am Samstag noch die Sonne, so fing es nachts stark an zu regnen, wie es der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Immerhin nieselte es am Morgen nur ein wenig. Meine größte Sorge beim Checkin war die richtige Kleidungswahl für den Tag und entschied mich, lieber zu schwitzen als zu frieren.
Eine Stunde vor uns wurden die Frauen auf die Strecke geschickt. Wir durften um 9 Uhr los. Die erste Laufstrecke kam mir ähnlich vor, wie 1995. Zwei Runden mit einem heftigen Berg gleich zu Beginn, den die Spitze raufstürmte, als wäre das Rennen nur eine Stunde lang. Ich hielt mich die 2x 110 Höhenmeter absichtlich zurück und kam nach 43 min in der Wechselzone an.
Noch immer etwas unschlüssig, was ich anziehen sollte, entschied ich mich für eine Windweste und Handschuhe, packte aber noch eine Regenjacke ein. Nach 5 Kilometer fuhr ich auf einen kleinen Pulk auf, in dem hemmungslos im Windschatten des Vordermanns gefahren wurde. Ich fuhr vorbei und hatte dann die ganze Meute am Hinterrad. Leider verlor ich dann auf einem schnellen Stück meine Gelflasche. Da ich aber hauptsächlich mit Malto fahre, und Squeezy auf dem Rad nur als Ergänzung bei “Löchern” nutze, beunruhigte mich das nicht so sehr. Nach dem ersten Berg fing es an zu regnen, hörte aber glücklicherweise wieder auf, bevor ich ganz durchnässt war. Trotzdem kühlte ich nun aus, bis mir am zweiten Berg wieder warm wurde. In der folgenden Abfahrt war ich deutlich zu vorsichtig, versuchte mir aber für die kommenden Runden die Kurven zu merken. Runde 2 lief es dann deutlich entspannter und mein Körper kam langsam auf die optimale Betriebstemperatur.
Leider fing es dann am ersten Berg der dritten Runde an richtig zu schütten. Ein paar Meter überlegte ich noch, doch dann blieb ich stehen und zog meine Regenjacke an, was die richtige Entscheidung war. Für die nächsten 30 km blieb es richtig nass und in den Abfahrten fuhr ich locker an zitternden Kollegen vorbei. Obenrum war mir halbwegs warm, aber die Oberschenkel fühlten sich an wie Eisbrocken. Waren die ersten beiden Runden noch nahezu identisch in Geschwindigkeit und Wattzahl, so wurde ich nun deutlich langsamer. Und bei der Einfahrt in die Wechselzone war mir schon klar, dass das Laufen nicht sonderlich locker werden würde.
Mit meinen eiskalten Fingern dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich den Reissversschluss meiner Regenjacke offen hatte, geschweige denn bis ich trockene Socken an den Füßen hatte. Von der Laufstrecke aus 1995 sind mir nur noch endlose Waldwege in Erinnerung. Damals mussten wir uns über eine sehr wellige 15 km Pendelstrecke quälen, wo wir einsam und verlassen unterwegs waren. Jetzt führt die Strecke über 3 Runden und geht erstmal eckig und holprig in die Altstadt. Nach 1,5 km der erste Wendepunkt und das gleiche unebene Pflaster direkt wieder zurück. Immerhin war mir nun warm, bevor die erste Rampe wartete. 75 Höhenmeter auf 1,5 km hören sich nicht unbedingt schlimm an, doch nach knapp sechs Stunden in der Kälte schmerzen die ungemein. Nicht wenige Läufer musste gehen, was ich mir aber verkniff. Oben dann eine große Grünfläche, die wir auf einem schmalen welligen Weg umrunden mussten. Wendepunkt und wieder zurück. Also die Rampe wieder runter, was fast mehr schmerzte als rauf. Ernährungsmäßig wechselte ich zwischen Squeezy und Cola, was ja meist gut funktioniert. Das Defizit von der Radstrecke konnte ich aber nicht mehr recht aufholen.
In Runde 2 wurde ich langsamer. Zwar fühlte ich mich körperlich noch gut, aber die Oberschenkel brannten sobald ich schneller wurde. Bergauf konnte ich zum Glück noch durchlaufen. Ende der zweiten Runde dann erneut starker Regen, der zwar nervte, aber nicht wirklich störte. Auch in der dritten Runde trabte ich den Berg hoch und machte noch den ein oder anderen Platz gut. Leider war nur ein Belgier aus meiner AK dabei, der 5 km vor dem Ziel einbrach und deutlich langsamer wurde. Da weder vor, noch hinter mir jemand zu sehen war, verzichtete ich die letzten Kilometer auf einen Endspurt.
Im Ziel wartete bereits Sabine, die meine warmen Klamotten holte und mir zur Zielverpflegung half. Sie war heute auf der Kurzstrecke unterwegs und durfte sich in ihrer AK mit der 6-maligen Hawaii-Gewinnerin Natascha Badman messen.
Ich selbst blieb mit 7:57:16 noch unter 8 Stunden, was voll in Ordnung geht. Geliebäugelt hatte ich mit einem Platz in den Top 5, am Ende wurde es Platz 9 in der AK M45, bzw. 52 im WM-Gesamteinlauf. Zusammen mit dem Open Race kamen 200 Männer ins Ziel, bei 38 DNFs.
Fazit: Mein Trauma aus 1995 hab ich überwunden. Die Veranstaltung selbst ist solide organisiert, frischer Wind würde aber nicht schaden. Der Wettkampf hat sich seit damals irgendwie nicht weiterentwickelt. Vorbei ist auf jeden Fall die Zeit, als man sich in Spalt qualifizieren musste, um überhaupt an den Start gehen zu dürfen. Duathlon ist leider nicht mehr en vogue, was ich echt schade finde. Die erste Lauf- und die Radstrecke sind super, der zweite Lauf aber furchtbar. Weniger stören mich die Höhenmeter und steilen Rampen, als viel mehr die Streckenführung mit den 1000 Ecken und engen Wegen, wo man sich ständig mit dem Gegenverkehr in die Quere kommt.
Tolle Bilder wenn auch das Wetter nicht mitspielte