Test: Elite Drivo Direktantrieb-Rollentrainer

Im letzten Jahr habe ich bereits kostengünstige klassische Rollentrainer getestet. Der Trend geht aber eindeutig in Richtung Direktantrieb. Der Drivo vom italienischen Hersteller Elite liegt mit einem UVP von 999,- Euro im preislichen Mittelfeld der aktuellen Geräte. Rund 2300 Kilometer bin ich seit Mitte November darauf gefahren.

Bitte das Update am Ende des Artikels beachten!

Anmerkung: Die Trainer wurde mir von Elite für die Dauer des Tests kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich erhalte keine Bezahlung.

Als Fan der originalen Star Wars Filme muss ich zugeben, dass mir das Design von Anfang an gefallen hat. Ist doch eine gewisse Ähnlichkeit zu R2-D2 nicht zu leugnen. Mit dem Stromstecker in der Dose gibt der “Droide” auch noch ein paar Piepstöne von sich. Allerdings war es das dann auch mit den Gemeinsamkeiten.

Rollentrainer Elite Drivo

Montage

Schnell ist der Trainer aufgebaut und steht zur “Bestückung” bereit. Der Drivo wird mit einem vorinstallierten Freilauf geliefert, auf den 9-/10- und 11-fach Ritzelkassetten von Shimano und kompatiblen Systemen passen. Für Campagnolo ist ein alternativer Freilaufkörper lieferbar, der leicht umgebaut werden kann. Wer seine Räder ausschließlich beim Händler warten lässt, steht hier vor dem ersten “Problem”, denn man benötigt ein Verschlussringwerkzeug, mit der man die Kassette festziehen kann und idealerweise auch noch ein Kassettenabnehmerset, um das Ganze irgendwann wieder demontieren zu können. Je nach Ausführung muss man hier nochmal ca. 20-30 Euro extra kalkulieren. Eine Kassette selbst benötigt man auch noch. Die nimmt man entweder vom vorhanden Hinterrad oder kauft sich eine zusätzliche, was sicherlich sinnvoller ist, aber eben auch nochmal extra kostet.

Rollentrainer Elite Drivo Rollentrainer Elite Drivo

Ist die Kassette dann montiert, wird der Trainer eingespannt, wie ein normales Hinterrad. Wer gelegentlich schon mal sein Hinterrad aus- und eingebaut hat, der weiß, dass man da schon ein wenig Übung braucht. Am alten Trainingsrad von Storck, sowie am Wettkampfrad von Felt habe ich jeweils offene Ausfallenden, in die man das Hinterrad nicht bekommt, ohne die Kette anzufassen. Ölige Hände sind vorprogrammiert, falls auf Einweghandschuhe verzichtet. Wesentlich angenehmer ist der Einbau bei Fahrrädern mit Campagnolo-Ausfallenden. Im Gegensatz zu einem normalen Hinterrad, das man beim Einbau bewegen kann, wie man möchte, bewegt sich der Trainer natürlich keinen Deut. Stattdessen muss man das Fahrrad selbst richtig positionieren. Ist man in so etwas ungeübt, sollte man hier lieber zu zweit Hand anlegen.

Rollentrainer Elite Drivo Rollentrainer Elite Drivo

Folgende Dinge sollte man übrigens bei allen Trainern mit Direktanbtrieb bedenken: Teilt man sich den Trainer beispielsweise mit dem Ehepartner, sollte man auch berücksichtigen, dass an beiden Rädern eine Schaltung mit gleicher Ritzelzahl und kompatiblem System notwendig ist. Campa 11-fach mit SRAM 10-fach oder Shimano 9-fach (wie bei mir) haut ohne Ritzelpaketwechsel nicht hin. Ebenso dauert es auch ein wenig länger, bis man sein Rad fahrbereit hat, falls ein sonniger und milder Wintertag doch mal zu einer Fahrt im Freien einlädt. Klassische Rollentrainer sind hier ausnahmsweise im Vorteil.

Anbindung an Zwift

Der Trainer kann per ANT+ und Bluetooth mit PC, Tablet oder Smartphone kommunizieren. Die Anbindung an Zwift funktionierte auf Anhieb und dauerte keine 10 Sekunden. Neben Zwift wird der Trainer auch von Bikevo, TrainerRoad, Kinomap und Rouvy unterstützt.

Rollentrainer Elite Drivo

Eine Kalibrierung entfällt. Die ist bei klassichen Rollentraininern ja dem Anpressdruck des Reifens geschuldet und bei Direktantrieb logischerweise nicht notwendig. Die Steuerung der Bremsleistung aus Zwift ist etwas verzögert. Das fällt einem beispielsweise auf, wenn man in London fährt. Die kurze und steile Rampe beim Ausfahren aus der U-Bahn wird erst zur Mitte plötzlich schwer. Ob das an Zwift, der Internetleitung oder dem Trainer selbst liegt, kann ich nicht endgültig beantworten.

Verarbeitung

Bei der Oberfläche bin ich ein wenig hin- und hergerissen. Für den Test hatte ich für meinen Storck ein neues Ritzelpaket und Kette gekauft. Obwohl alles relativ sauber war, blieb es nicht aus, dass feiner Ölnebel auf dem Trainer landete. Auf dem hellen Kunststoff fällt das sofort auf und ist auch nicht wirklich ansehnlich. Andererseits sieht man den Schmutz und weiß, an welchen Stellen man aufpassen muss, falls man den ganzen Aufbau mal verschieben muss. Abgesehen davon ist es auch nicht zu viel verlangt, alle 1000 km mal einen Putzlappen in die Hand zu nehmen.

Rollentrainer Elite Drivo

Ein wenig schade ist es allerdings, dass der Kunststoff nicht überall gleich ist. Es gibt glatte Teile, wo die Schmiere ganz leicht ab geht. An anderen Stellen ist der Kunststoff aufgeraut und selbst mit Bremsenreiniger bekommt man die Oberfläche nicht mehr richtig sauber.

Geräuschentwicklung

Wenn man bisher vor allem auf herkömmlichen Rollentrainern mit Hinterradeinspannung gefahren ist, dann fällt zuerst mal auf, dass man den Trainer eigentlich nicht wahrnimmt. Das Einzige was man so hört, ist der Kettenatrieb. Nur gelegentlich gibt es ein leises Geräusch, wenn der Drivo den Widerstand nachsteuert. Der ausschlaggebende Punkt für die Geräuschentwicklung im normalen Fahrbetrieb ist daher, wie sauber die Schaltung eingestellt ist, bzw. wie verschlissen Kette und Ritzel sind.

Hier eine Demo, wie sich das Ganze anhört. Im Sprint gegen Ende des Videos hat man einen direkten Vergleich zum Schaltgeräusch.

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Video-Link: https://vimeo.com/252219993

Super Fahrgefühl

Das Fahrgefühl als Ganzes ist hervorragend. Das Rad bewegt sich im Sitzen angenehm realistisch zur Seite, was einem der Hintern sehr dankt. Im Wiegetritt ist mit der seitlichen Bewegung natürlich irgendwann Schluss. Der Trainer steht sehr stabil, selbst bei Sprints kippte nichts. Auf den welligen Hügeln von Watopia hat man ein sehr harmonisches Fahrgefühl. An den langen Bergen ist man dauerhaft und gleichmäßig gefordert. Wobei ich feststellen muss, dass sich klassische Rollentrainer einen Ticken realistischer anfühlen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Hinterrad an der Felge gebremst wird, wo es auch auf der Straße geschieht.

Intervalle in Zwift funktionieren wie gewohnt, allerdings springt die Anzeige der augenblicklichen Leistung recht viel. Hier wäre eine gewisse Glättung angenehm, wobei das wohl eher in den Bereich von Zwift fällt. Gnadenlos hart wird es, wenn die Trittfrequenz abfällt. Einmal bin ich Intervalle über drei Minuten gefahren, die mit 360 Watt an meiner Leistungsgrenze waren. Als ich die Trittfrequenz nicht mehr halten konnte und sie unter 60 fiel, wurde es härter und härter. Wer schon mal mit extrem langer Übersetzung in eine anständige Rampe gefahren ist, kennt das Gefühl, wenn man die Kurbel nicht mehr gedreht bekommt. Wie in echt muss man hier ganz schnell runterschalten, sonst wird es bitter. Der Trainer kann nämlich Steigungen bis 24 Prozent simulieren.

Mitgelieferte Software “My E-Training”

Elite liefert mit “My E-Training” eine eigene Trainingssoftware mit, die die ersten 36 Monate kostenlos ist. Diese funktioniert auf Mobil- und Desktopgeräten. In der mitgelieferten Variante bekommt man die rudimentären Daten, wie Trittfrequenz und Leistung angezeigt. An 24 Messpunkten wird bei jeder Kurbelumdrehung die Leistung gemessen. Daraus werden Diagramme erstellt, die die Differenz zwischen den beiden Beinen anzeigen. Leider kostet dieses Feature einen Aufpreis.

Mit der Software hat man auch die Möglichkeit, in Echtvideos zu fahren. “MyRealVideos” nennt sich das dann. Neben kostenpflichtigen Videos von Elite selbst, hat man die Möglichkeit, auf kostenlose Videos der Community zurückzugreifen. Jeder kann mit dem Smartphone seine Fahrt aufnehmen und hochladen. Leider habe ich “MyRealVideos” nicht zum laufen gebracht, denn auf dem Tablett stürzte mir ständig die App beim Download ab. Auf meinem Notebook mit Windows 7 dagegen konnte die Software scheinbar nicht mit dem Trainer kommunizieren. Da mein ANT+ Dongle unter Zwift problemlos funktioniert, liegt es wohl ziemlich sicher an der Software selbst.

Fazit: Der Elite Drivo begeistert mich von seinen Fahreigenschaften ungemein. Geäuschmäßig ist er ein Quantensprung zu allen klassischen Rollentrainern. Abstriche gibt es bei der mitgelieferten Trainingssoftware, die mir den Eindruck einer Betaversion macht. Plant man aber, den Trainer mit Zwift zu verwenden, dann gibt es von mir ganz klar eine Kaufempfehlung.

Update: Am 23.01.2021 (also nach 3 Jahren und ca. 5000 Zwift-Kilometern) brach während der Fahrt plötzlich der Widerstand weg. Das Ganze verbunden mit einem unguten Geräusch. Das Kunststoffgehäuse ließ sich leicht demontieren und schnell zeigte sich, dass eine Rolle mitsamt einem der beiden Riemen abgegangen waren. Grund war eine kleine Mutter, die abgefallen war. Für mich ein Konstruktionsfehler, denn als Abschluß einer solchen Welle muss eine selbstsichernde Mutter montiert sein. Dass dieser Fehler aufgetreten ist, war nur eine Frage der Zeit. Es ließ sich zum Glück leicht beheben und die losen Teile richteten keinen weitergehenden Schaden an. Zum Glück hatte ich Loctite zu Hause, mit dem ich die Mutter für die Zukunft sichern konnte.

2 Kommentare zu “Test: Elite Drivo Direktantrieb-Rollentrainer

  1. Jahnel

    Guten Abend,
    habe mir auch den Drivo zugelegt, bin begeister. Leider zeigt er mir über mein ANT+ Dongel nicht meine Herzfrequenz an. Die Software MY Training findet zwar den Dongel und zeigt mir die Lesitung und Trittfrequenz vom Drivo in MY Training an, aber wie gesagt die Herzfrequenz wird nicht angezeigt. Auch und das ist für mich das Wichtigste die Trittanalyse geht auch nicht. Das Zusatzpaket hierfür wurde erworben, also an dem kann es nicht liegen. Meine Frage welchen ANT+ Dogel hast du denn verwendet und konnte auch die Trittanalyse durchgeführt werden?
    Schon mal Danke für eine Rückantwort
    Gruß
    Uwe Jahnel

    1. Tom Autor des Beitrags

      Hallo Uwe,
      ich würde vielleicht mal bei der Software ansetzen. Installiere dir doch mal Zwift, da kann man 50 km pro Monat kostenlos fahren. Für einen Test reicht das. Zwift hat bei keinem Trainer bisher Probleme gemacht und wenn es dann funktioniert, dann weisst Du, dass es nicht an der Hardware liegt. Wenn der Trainer bei Dir erkannt wird, dann funktioniert der Dongle prinzipiell schon mal.

      Ich verwende einen älteren USB ANT+ Stick von Garmin und diverse Brustgurte von Garmin und günstigen Berry King. Die Trittfrequenz funktioniert unter Zwift auch problemlos. Welchen Herzfrequenzgurt hast Du? Kann der sicher ANT+? Wahoo macht beispielsweise nur Bluetooth.

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