Streckentest Ultratrail Lamer Winkel
Noch sechs Wochen bis zum Lauf. Da wurde es Zeit, sich mal die Strecke genauer anzuschauen. Das Wochenende für die Besichtigung war schon lange ausgemacht und so ging es am Samstag nach Arrach. Vom Start weg führte uns die Strecke gleich mal über die Wiese. Nach einer Straßenüberquerung ging es ab ins Unterholz und recht bald stand die erste Gehpassage an. Bis hinauf nach Eck sollte sich da nicht viel ändern. Trails und Waldwege, mal zum laufen, mal zum gehen. In Eck nach genau einer Stunde dann eine erste kurze Rast. Von nun an kannte ich die Strecke ganz gut, war ich doch hier schon öfter mit Wanderstiefel unterwegs. Hinauf ging es zum Mühlriegel und weiter über Ödriegel und Schwarzeck zum Heugstatt. Für dieses Teilstück von neun Kilometer hatten wir rund 1h20 benötigt. Immer wieder ging es steil bergauf und die Bergabpassagen waren nicht wirklich gut zu laufen.
Nach dem Heugstatt dann ein paar Restschneefelder, die man notfalls auch umlaufen konnte. 40 Minuten später erwartete uns dann der Aufstieg zum kleinen Arber, den wir im Schnee absolvieren mussten. Am höchsten Gipfel der Oberpfalz (Höchster Punkt ist übrigens ein paar Meter neben dem Großen Arber) die zweite Pause und die obligatorischen Fotos. Der Weg hinunter zur Chamer Hütte war dann wieder schneefrei. Hier füllten wir kurz unsere Trinkflaschen. Hoffentlich ist es am 30. Mai nicht zu warm, denn über zwei Stunden hatten wir von Eck bis hierher gebraucht und dazwischen weder Verpflegungsstelle noch eine Quelle. Das nächste Stück bis zur Fahrstraße hinauf zum großen Arber ging es nun über den Rest der Langlaufloipe gut einen Kilometer auf Schnee. Die Fahrstraße selbst dann genau in einer Steilheit, die grad so zum laufen verleitete. Gehen dürfte hier aber die bessere Alternative sein. Am Gipfel hielten wir uns aber nicht weiter auf, denn die Unterkunft für die Nacht war bereits zu sehen. Steil ging es mit müden Beinen hinunter nach Brennes. Ich persönlich hatte ein wenig bei den Riegeln gespart und nun merkte ich, wie mir die Körner ausgingen. Die harte Strecke forderte nun doch Tribut. Für die 28 Kilometer mit 1500 Höhenmeter des ersten Teilstückes benötigten wir dann netto inkl. kurzer Fotostopps, aber ohne Pausen nicht ganz vier Stunden.
Am Sporthotel in Brennes bin ich ja schon oft vorbeigefahren. Von außen macht es keinen sonderlich einladenden Eindruck, doch auch wenn innen natürlich nicht mehr alles am neuesten Stand ist, waren wir doch recht positiv überrascht. Die Zimmer teilrenoviert mit neuen Betten und Flatscreen, das Essen gut und der Saunabereich top. Nach einer ausgiebigen Stretchingeinheit ging es dann bald ins Bett. Stand für Sonntag doch der zweite Teil der Tour an.
Nach dem Frühstück dann zurück auf die Strecke. Das lange lockere Gefälle hinunter nach Ebensäge war genau das Richtige zum Aufwärmen am Morgen. Die Sonne schien uns zwar schon an, doch war die Luft doch noch recht kalt. Hinauf nach Scheiben und ein paar Meter weiter dann über relativ gute Wege. Dann scharf links weg und über einen steinigen Trail hinauf zum Zwercheck. Für dieses Stück verzichteten wir komplett auf jeden Versuch zu Laufen. Gehen wird auch Ende Mai hier die bessere Wahl sein. Oben am Zwercheck dann Fotostopp.
Die Aussicht hier ist wirklich wunderschön. Landschaftlich wohl das schönste Stück der Tour. Weiter auf Restschneefeldern bis der Weg einen Linksbogen machte und wir unsere erkämpften Höhenmeter wieder zunichte machen mussten. Auf einer Forststraße dann ein gutes Stück in Richtung Osser, den letzten Berg der Runde. Hier wird man im Wettkampf gut daran tun, nochmal richtig Nahrung zu bunkern. Denn nach einem Rechtsknick geht es nur noch steil nach oben. Der Anstig ist aber relativ harmonisch zu gehen und hat man mal sein Tempo gefunden, geht es zügig voran. Vom Gipfel des Großen Osser dann hinüber zum kleinen Osser. Die ersten Abstiegsmeter vom kleinen Osser dürften wohl, neben dem Heugstatt, technisch der schwierigste Teil sein. Hat man diese Schwierigkeit aber geschafft, dann kann man jetzt nochmal gut Tempo machen. Das Gelände nicht zu steil, die Wege gut.
An der Maria Hilf Kirche zwei Kilometer vor dem Ziel haben wir uns dann das einzige Mal verfranst. Der Track von der Webseite stimmte irgendwie gar nicht und wir standen auf einmal in einer Sackgasse. Doch nach ein paar Metern durchs Dornengestrüpp fanden wir wieder einen vernünftigen Weg und konnten die letzten Meter ins Ziel auch noch gut hinter uns bringen. Für die 25 Kilometer des heutigen Tages und die 1200 Höhenmeter waren wir 3 Stunden und 20 Minuten unterwegs, fühlten uns am Ende aber wesentlich besser als am Tag zuvor.
Fazit: Das Teilstück von Eck bis zum kleinen Arber ist technisch sehr anspruchsvoll und konditionell fordernd, da es nur ein oder zweimal länger als 100 Meter ohne gravierenden Tempowechsel vorwärts geht. Wenn man dann an der Chamer Hütte Kilometer und Laufzeit in Relation bringt, mag man schon verzweifeln. Auch muss man sich recht lang autark bewegen. Bei entsprechender Witterung unbedingt in Eck genug Flüssigkeit auffüllen. Nach diesem anstrengenden Teilstück fällt das relativ steile Bergabstück bis zum Gasthaus Sonnenfelsen auch nicht gerade leicht. Ab Brennes wird es dann angenehmer. Die zweite Hälfte ist wesentlich harmonischer zu laufen. Für die Anstiege nach Zwercheck und auf den Osser wird wohl für den Großteil des Feldes gehen angesagt sein, doch dazwischen gibt es immer wieder längere Passagen ohne Belastungswechsel.
Wow, was für eine wunderbare, aber sicher auch zugleich fordernde Strecke. Super schöne Eindrücke, die meinen Wunsch nur noch mehr bestärken, endlich wieder einmal in den Bergen laufen zu wollen. Naja, dort vermutlich eher gehend.