Meine Challenge Regensburg 2016

Als ich Freitag mit Vereinskollegen Christian nach Regensburg fuhr, um die Startunterlagen zu holen, fiel natürlich gleich auf, dass Regensburg halt nicht Roth ist. Während in Roth jeder im Ausnahmezustand ist, bestimmten hier wie gewohnt die Tagestouristen das Bild. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Nummernausgabe war kaum etwas davon zu erahnen, was zwei Tage später hier stattfinden sollte. Erst am Domplatz dann die Pavillions der Aussteller und eben die große Tribüne am Zieleinlauf. Keine Wartezeit bei der Ausgabe – kein Wunder, denn es begann ja gerade die Wettkampfbesprechung. Also hasteten wir auch gleich weiter in Richtung Kolpingshaus, wo wir gerade noch einen Stehplatz ergatterten. Danach gab es noch das obligatorische Kipferl in der nahen Wurstkuchl.

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Beim Bike Checkin am Samstag erneut erfreulich entspannte Atmosphäre. Kein Wunder, es waren ja gerade mal 700 Einzelstarter und 200 Staffeln gemeldet. Weiter ins Hotel, für das wir uns entschieden hatten, obwohl ich nur 70 Autobahnkilometer von zu Hause habe. Pizza in Regensburg und ab ins Bett, klingelte der Wecker doch bereits um 4 Uhr.

Race Day: Nach einigen Runden durch den Ostteil von Neutraubling hatten wir dann endlich den Parkplatz gefunden, von wo aus der Pendelbus zum Start ging. Uns ging es wie zahlreichen anderen Sportlern, die im Straßenlabyrinth rund um Globus und Krones gefangen waren. Zwar hatten wir tags zuvor ein paar einlaminierte A3-Wegweiser gesehen, in der Dunkelheit waren die natürlich nicht mehr zu finden, geschweige denn zu lesen. Aus meiner Regensburger Zeit kannte ich die Gegend noch, Ortsunkundige hatten hier die erste Challenge des Tages zu bestehen. Da gibt es fürs nächste Jahr wohl viel Verbesserungspotential. Der Bus warf uns dann direkt am Radpark aus. Ein Kollege lieh mir seine Luftpumpe und ich revanchierte mich mit dem Licht meiner Taschenlampe. Nach dem Radcheck dann nochmal Beutelkontrolle und die üblichen Vorbereitungen. Viele bekannte Gesichter hatten sich unter den Athleten eingefunden. Eine Langdistanz vor der Haustür, da wollten viele dabei sein und zumindest in einer Staffel am Start stehen. Gewohnt kurz vor knapp fand sich dann Christian ein und schon ging es ab in Richtung Schwimmstart. Das vereinsinterne “Duell” war von Anfang an ein wenig verzerrt, weil Christian in der Startgruppe um 6:45 dran war, ich jedoch schon um 6:40 Uhr.

Challenge Regensburg 2016

Challenge Regensburg 2016

Pünktlich fiel der Startschuss, auch wenn der kaum zu hören war. Dass ich mich ein wenig zu weit vorne in die Gruppe gestellt hatte, war mir an Land schon klar, doch zogen mich die schnellen Schwimmer anfanges gut mit und ich profitierte von deren Sogwirkung. Alle schwammen recht diszipliniert, nur ein Kollege hatte ein wenig Probleme mit der Richtung und eckte auf jeder Seite mal an. Das Umrunden der Ecken funktionierte gänzlich ohne Körperkontakt und nach 35 min stand der kurze Landgang an. Ein kurzer Blick nach hinten, ich war gut dabei. Wieder rein für die zweite Hälfte, doch nun fand ich keinen passenden Vordermann und war auf mich allein gestellt.

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Zudem war wohl beim Landgang der Klett vom Neo aufgegangen und scheuerte am Hals. Ein kurzer Blick nach hinten bestätigte aber, dass ich mich damit wohl arrangieren sollte. Mehrere Schwimmer direkt hinter mir, die mich wohl ordentlich getaucht hätten, falls ich ein paar Züge aussetze. Nach 1:09:43 überquerte ich die Messmatte, mehr als eine Minute schneller als in Roth. Da eine Langdistanz in meiner Liga nicht in der Wechselzone entschieden wird, machte ich mir keinen großen Stress. Rein ins Trikot und noch eine Weste drüber, die ich für die ersten Kilometer tragen wollte. Zusammen mit meinen bewährten Langlaufhandschuhen sollte ich so der morgendlichen Kühle gut trotzen können.

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Nach den Erfahrungen aus Roth hab ich die Ernährung komplett umgestellt. Auf Gels wollte ich am Rad komplett verzichten und hatte mir eigens fünf Flaschen Maltodextrin 19 angerührt. Auf 750 ml Wasser mischte ich 60 Gramm unter, was auf fünf Stunden verteilt dem entspricht, was der Körper wohl an Kohlenhydraten aufnehmen kann. Im Gegensatz zur Fructose, die in allen Gels beinhaltet ist, verträgt die Verdauung wohl das langkettige Kohlenhydrat Maltodextrin auf Dauer auch besser. Da ich am Rad, aber nur 1,5 Liter unterbringen konnte, benötigte ich einen Helfer, der mich unterwegs mit Nachschub versorgt. Kumpel Michl stellte sich dafür dankenswerterweise zur Verfügung und Sabine unterstützte ihn dabei. Die Laufstrecke mit vier Runden war für eine Fremdversorgung auch ideal und so mischtenn wir auch hier noch ausreichend Malto. Dazu noch alkoholfreies Bier, das mir in Roth das Leben gerettet hatte.

Challenge Regensburg 2016

Die ersten 30 km Radkilometer bis Brennberg war ich bereits einmal gefahren. Nach den ebenen Einrollkilometern bis zum Fuß der Walhalla, bog die Straße ab und auf den nächsten 13 Kilometern sollten fast alle Höhenmeter der Runde folgen. Den Pulsmesser im Auge kurbelte ich diszipliniert nach oben und schaute den Kollegen hinterher, die entweder eine Klasse besser waren, oder die sich gleich zu Beginn zu viel zumuteten. Bis Brennberg war nach Plan eine Flasche zu leeren. Dort hatte sich Michl positioniert und die Aufnahme erfolgte problemlos.

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Nun ging es die erarbeiteten Höhenmeter wieder hinab nach Wiesent. Ab hier war ich die Strecke nur einmal mit dem Auto abgefahren, was sich als suboptimal erwies. Die langezogenen Kurven traute ich mich nicht voll fahren, da sie im Wald zu wenig einsehbar waren. In Kiefernholz dann ein Extraschlenker, dem wir dem örtlichen Schachtelwirt verdankten. Der hatte wohl mit einer Schadensersatzklage gedroht, falls man ihm die Zufahrt sperren würde. Kennt man die lokalpolitischen Zusammenhänge in Regensburg ein wenig, so wundert das wenig. Auf jeden Fall wurde die Strecke so am Ende zwei Kilometer länger als es nötig wäre. Nun folgten 60 ebene Kilometer durch die niederbayerischen Gäuböden, die nur minimal durch kleine Anstiege unterbrochen wurden. Störender empfand ich die vielen Ecken, die einen immer wieder aus dem Rhythmus brachten.

Zurück am Guggenberger See wunderte ich mich, warum da noch Radfahrer aus der Wechselzone kamen. So lang kann doch keiner schwimmen? Als ich dann aber am zweiten Trekkingbike vorbeigeflogen war, wurde mir klar, das sind die Schnuppertriathleten. Das sorgte dann für eine gewisse Abwechslung bis zum Abzweig. Hinauf nach Brennberg waren nun alle langsamer als in Runde eins und ich fuhr ein paar Plätze nach vorne. Die Versorgung in Brennberg mit zwei neuen Flaschen funktionierte reibungslos. Sabine und Michl hatten sich perfekt positioniert und schon wartete die ersehnte Abfahrt. Die Kurven konnte ich jetzt besser nehmen und wo vorher bei 70 km/h der Griff an die Bremse erfolgte, erreichte ich jetzt eine Highspeed von 86 km/h.

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Mittlerweile war ein klein wenig Wind aufgekommen, der aber nicht sonderlich störend war. Schlimmer waren meine Rückenschmerzen, die ich schon die ganze Woche verspürte und die sich nun mehr und mehr meldeten. Immer wieder musste ich die Aeroposition verlassen und ein paar Meter aufrecht fahren. Volle zehn Minuten war ich auf der zweiten Runde langsamer als im Durchgang zuvor und immer mehr sehnte ich die Laufstrecke herbei. Bei Kilometer 170 war dann endlich der Abzweig nach Regensburg erreicht. Nun Vollgas durch Tegernheim und Schwabelweis. Am Eisstadion durften wir dann auf die gesperrte Walhallaallee. Noch einmal rum ums Donaueinkaufszentrum und die Wechselzone am Dultplatz war erreicht. Der Radsplit von 5:28:07 war zwar noch annehmbar, doch hatte ich eine einfachere Strecke erwartet und nicht damit gerechnet, dass ich so kaputt vom Rad steigen würde.

Im Wechselzelt machte ich noch ein paar Dehnübungen und brachte meinen Rücken damit wieder fit. Raus aus dem Zelt und schon standen die ersten Supporter an der Strecke. Bis Stadtamhof waren die Rückenschmerzen nahezu verflogen, rüber über die Steinerne Brücke, am Goliathhaus vorbei und zum ersten Mal über den Domplatz.

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Weiter zum Neupfarrplatz, Kohlenmarkt und Haidplatz, wo mittlerweile der dritte Sprecher alle Läufer begrüßte. An der Holzlände nun die zweite Verpflegungsstelle. Kurz danach dann die Hardtseemafia, wo Don Indi wieder Stimmung machte.

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Nun wurde es ein wenig ruhiger und dieses Stück direkt entlang der Donau war komischerweise der wärmste Abschnitt der Strecke. Für die folgende Verpflegungsstelle bei Kilometer 5 hatte ich mit Michl und Sabine ausgemacht. Die beiden pendelten immer zwischen hier und dem nahen VP bei Kilometer 8. Nach wie vor blieb ich bei Malto und traute mich nicht recht an die Gels ran. Ich beschränkte mich auf kleine Schlucke Cola mit Bier und Schwämme – und eben Malto. Am Ende der Radstrecke hatte ich das Gefühl, dass mein Magen zu voll ist und ich vorsichtig sein muss. Trotzdem merkte ich, dass die Speicher in den Beinen nicht voll genug waren.

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Die Runde um den Westbadweiher hatte ein fieses Eck zu bieten, auf das gleich eine kurze Rampe folgte. Bei Kilometer 9 war dann das Wehr erreicht und das Ende der Runde kündigte sich an. Unterwegs traf ich immer wieder Freunde aus dem Verein und mehrmals bekam ich Meldung, dass Christian wohl über 15 min hinter mir sei. Angeblich sah er nicht soooo gut aus und sei wohl nicht so schnell unterwegs. Auch wenn mir klar war, dass er mich wohl trotzdem irgendwann überholen würde, ein wenig beruhigte es mich dann doch in Bezug auf meine Radleistung, die mir gefühlsmäßig zu schlecht vorkam. Die erste Runde beendete ich nach 56:20 und dachte mir noch, dass ich mit 5:30 min/km zwar langsamer als geplant unterwegs bin, sich die Beine aber recht gut anfühlen. Das änderte sich bereits kurze Zeit später, als ich die Altstadt das zweite Mal durchquert hatte. Schlagartig merkte ich, wie die Kraft nachließ und ich langsam aber sicher in einen Hungerast lief. Dazu machte mir die Hitze mehr und mehr zu schaffen und ich musste an den Verpflegungsstellen ausgiebig die angebotenen Schwämme benutzen. Zudem meldete sich ein größeres Bedürfnis an. Das Tempo war auf 6 min/km abgesackt, Runde 2 in 1:01:45 absolviert. Na toll.

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Gegen Ende der zweiten Runde kam dann Christian von hinten und ließ mich regelrecht stehen. Er war gut eine Minute schneller unterwegs und wirkte wie bei einem Trainingslauf. Na toll. Zu Beginn der dritten Runde trank ich einen großen Becher Cola und begab mich in Richtung Dixi. Man möchte nicht glauben, was ein paar Minuten Pause ausmachen können. Für meinen Körper war es wohl Zeit genug, um das Energiedefizit wieder halbwegs auszugleichen. Ich merkte, dass es kraftmäßig langsam wieder aufwärts ging. Zu schaffen machte mir aber nach wie vor die Hitze und so verlor ich an den VPs kostbare Minuten an der Wanne mit den Schwämmen. Bei Sabine und Michl bekam ich dann mitgeteilt, dass ich die letzte Runde allein schaffen müsse, sonst würden sie es nicht mehr rechtzeitig ins Ziel schaffen. Da ich auf ihre Motivierungsversuche eh nicht ansprang, war das auch in Ordnung.

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Mein Bauch fühlte sich nun wieder besser an und bei Kilometer 28 beschloss ich, nun auf Gels zu setzen. Die Runde beendete ich in unterirdischen 1:08:16, allerdings inklusive Toilettenstop. Bei Kilometer 32 nahm ich zwei Gels auf einmal und merkte, wie ich mehr und mehr das Tempo anziehen konnte. Ich bremste mich noch bis 35 ein wenig, und wollte es nicht übertreiben. Mittlerweile hatte es ein wenig abgekühlt und auch die Sonne stach nicht mehr so heftig vom Himmel. Die letzten Verpflegungspunkte passierte ich im Laufen und nahm nur noch Schwämme auf. Während viele andere Läufer nun Gehpausen einlegten und teilweise mit Krämpfen geplagt waren, lief es bei mir immer besser. Auf den letzten 7 Kilometern machte ich ungefähr 15 Plätze wieder gut, die ich zuvor verloren hatte. So durfte ich mich Ende Runde 4 über eine Split von 1:00:30 freuen. Meine Kilometerzeiten waren wieder um die 5:10 und ich hatte nun nur noch die zwei Kilometer zum Domplatz zu schaffen. Den Anstieg der Steinernen Brücke nahm ich gar nicht wahr, ebenso die Rampe zum Goliathhaus. Schon war er da, der rote Teppich. Die Zuschauer jubelten und ich hatte es geschafft. Die Uhr blieb bei 11:01:58 stehen. Zwar hatte ich die geplante Sub11 wieder nicht geschafft, was ich mir aber leicht mit der zu langen Radstrecke schön reden konnte. Christian war vier Minuten vorher ins Ziel gekommen und hatte seine erste Langdistanz in 10:53:07 beendet.

Challenge Regensburg 2016
Challenge Regensburg 2016 Challenge Regensburg 2016

Fix und alle saßen wir beide ein paar Minuten im Zielbereich, bevor wir uns (O-Ton) ins nahe Paradies begaben. Wie so oft, wenn ich nach dem Zieleinlauf gleich trinke, zog es mir den Stecker und ich musste ein paar Minuten meine aufkommende Übelkeit wegatmen. Ich fand ein ruhiges Eck, wo ich 15 min die Augen schließen konnte. Natürlich fanden mich auch hier immer wieder Sanis und holten mich aus meinen Träumen zurück. Das Zielbuffet hätte noch so viel zu bieten gehabt, aber wie immer brachte ich keinen Bissen runter. Ich traf nun viele befreundete Athleten. Alle waren mehr oder weniger gut durchgekommen und freuten sich über ihre Finisher-Medaille.

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Fazit: Mein Maltokonzept ist relativ gut aufgegangen. Das nächste Mal werde ich aber wohl beim Laufen früher mit Gels anfangen und das Ganze dann kombinieren. Der Wettkampf selbst war sehr gut organisiert. Ärgerlich als Athlet war eigentlich nur, dass es an den Verpflegungsstellen recht früh kein Cola mehr gab. Die Laufstrecke ist super abwechslungsreich und für Zuschauer genial. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle Supporter! Sicherlich gibt es noch viele Kleinigkeiten zu verbessern, doch für eine Premiere lief das Ganze gut ab. Sonja und Tom Tajsich haben aus dem Scherbenhaufen, den der Ironman hinterlassen hat, wirklich das Beste gemacht. Wenn das Ganze im nächsten Jahr dann als Europameisterschaft noch mehr Teilnehmer in die Domstadt zieht, wird es sicher wieder ein tolles Event werden.

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