Challenge Roth – 30 Jahre nach meinem ersten Start

1995 war ich zum ersten Mal in Roth am Start. Damals wars noch der Quelle IRONMAN Europe und Detlev Kühnel der Veranstaltungschef. Strukturiertes Training war damals eher ein Fremdwort, aber es gab immerhin schon Squeezy-Gels und Riegel von Powerbar. Letztere klebte man sich ohne Verpackung aufs Oberrohr. 10:15:48 h dauerte der Spaß damals. Dieses Jahr wars mein 8. Start in Roth und meine 12. Langdistanz überhaupt. Die Vorzeichen waren eher nicht so toll. Zum geplanten Trainingslager an Ostern war ich krank und das Training fiel zwei Wochen aus. Diesem Trainingsrückstand lief ich die ganze Vorbereitung hinterher und bis zum Wettkampftag konnte ich ihn am Rad nicht mehr aufholen.

Anreise wie immer am Freitag. Neu war dieses Jahr, dass es die kostenlose Campingwiese nicht mehr gab. Die pauschalen 80 Euro waren mir für zwei Nächte dann doch zu teuer. Stattdessen ging es mit Manu auf den Sportplatz des SV Heuberg, wo es für das halbe Geld eine anständige Infrastruktur gab. Auch der Fußweg zum Schwimmstart von dort war nur geringfügig länger.

Mit dem Crosser zur Startnummernausgabe und auf die Messe. Dann noch zwei Versuche auf der Nudelparty etwas zum essen zu ergattern. Aber die Schlange an der Essensausgabe ging einmal um das ganze Festzelt – sowohl bei der Eröffnung um 18 Uhr, als auch eine Stunde später. Samstag ein lockerer Morgenlauf, Rad-Checkin und dann der obligatorische Besuch bei Trainer Matthias.

Die ganze Wettkampfwoche hatte es Temperaturen jenseits der 30 Grad und auch die Nächte kühlten nicht ab. Die Wassertemperatur im Kanal war sehr warm und wie jedes Jahr ging die Spekulation los, ob man mit Neo schwimmen darf oder nicht. War es bisher immer so, dass vor dem Wettkampftag noch ein paarmal die Schleusen betätigt wurden und das Wasser so gekühlt wurde, funktionierte dieser Trick heuer nicht. Die Schifffahrt war bereits eingestellt und auch für Schleusungen fehlte Wasser im Kanal. Zum ersten Mal in 40 Jahren kam es also wirklich zum Neoverbot. 25,3 Grad, da musste selbst die Senioren der M60 ohne Neo ins Wasser. Für mich als „Nichtschwimmer“ der GAU. Entsprechend mulmig war mir deswegen zumute.

In der Wechselzone vor dem Schwimmstart traf ich noch viele Bekannte, gefühlt war jeder Kampfrichter der Oberpfalz vor Ort. Und sogar einen Mitstreiter aus meiner Jugend traf ich nach 35 Jahren wieder. Mit Markus Seiler aus Schwabmünchen hatte ich mir in der B-Jugend über die 3000 Meter so manches Battle geliefert. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass er so gut wie immer schneller war. Wie ich erfuhr, kaufte er sich verletzungsbedingt auch ein Rennrad, landete ebenfalls beim Triathlon und wurde dann irgendwann Kampfrichter. Von einem Sitzplatz am Zaun hatte ich dann noch ein wenig Zeit, dem ganzen Treiben etwas zuzuschauen. Diese 15 min vor dem Start sind jedes Jahr ein Highlight.

Mit viel Fremdkontakt ging es dann auf die ersten 500 Meter. Zahlreiche Schürf- und Kratzstellen, sowie ein ein paar blaue Flecken sollten Tage später noch zu sehen sein. So ein Neo schützt halt nicht nur vor Kälte. Bis zur ersten Wende fand ich nicht rein. Die Beine hingen durch und die Konzentration richtete sich auch mehr auf die Schwimmer rundum, als auf die Technik. Zurück dann ein völlig anderes Bild. Ich spürte plötzlich das Wasser und fand einen guten Rhythmus. Bis wir wieder beim Schwimmstart waren. Die restlichen 800 Meter dann wieder gefühlt kein Vorwärtskommen. Doch dann ging es doch irgendwann wieder an Land. Der Blick auf die Uhr zeigte 01:23:20 – die Schadensbegrenzung war gelungen, nur 10-12 min langsamer als normal. Aber ohne Neo auch deutlich mehr Körner im Wasser gelassen als die Jahre zuvor.

Rein ins Wechselzelt. Zumindest der Wechsel funktioniert ohne Neo besser. Normalerweise nehme ich ein Gel direkt vor dem Start, was ich heute vergessen hatte. Ein Gel hatte ich im Wechselbeutel, das ich sofort verdrückte. Eigentlich sollte ich es ja besser wissen, aber um das Fehlende zu kompensieren griff ich noch einem vom Veranstalter. Powerbar Grapefruit hatte ich erwischt und ich merkte sofort, wie ich davon Sodbrennen bekam. Die ersten Kilometer auf dem Rad ließ ich es wie immer ruhig angehen. Nach dem Seligenstädter Berg sollte es richtig losgehen. Die beiden Hügel vor Heideck kurbelte ich im ersten Gang mit ca. 220 Watt hoch. Ständig wurde ich überholt. Scheinbar wollten manche schon hier im Wiegetritt mit großem Blatt das Rennen entscheiden. Später folgte ich mit etwas Abstand einer größeren Gruppe, die sich erst am Kalvarienberg in Greding auflöste. Wobei man sagen muss, dass dieses Jahr relativ fair gefahren wurde. Das habe ich schon anders erlebt. Dann etwas Gegenwind, bevor am Solarer Berg der übliche Wahnsinn wartete. Mein Bauch fing nun an zu rebellieren und ich merkte, dass ich nicht genug Kohlenhydrate in den Körper brachte. Auf der zweiten Runde ging mir dann auch wirklich der Sprit aus. Mit 30 Watt weniger im Schnitt und 10 min länger war ich da unterwegs. Bewusst versuchte ich es nicht mit der Brechstange, die letzten 10 km ging aber kaum noch was.

Mir grauste vor dem Laufen. Soll ich aussteigen? Ohne Kraft ist so ein Marathon schon arg lang… Naja, zumindest mal loslaufen. Als ich vor ein paar Wochen nachts was mit Magen-Darm hatte, fand ich zu Hause nichts außer Lefax im Schrank. Das ist ein Pulver, das – laienhaft ausgedrückt – mechanisch Gasbläschen zersticht, so gegen Blähungen hilft und komplett wieder ausgeschieden wird. Wohl in weiser Voraussicht hatte ich mir das in den Wechselbeutel gelegt. Ob es daran lag oder an der aufrechten Laufposition – egal. Auf jeden Fall merkte ich nach 3 km bereits, wie der Bauch besser wurde. Bis km 10 beschränkte ich mich noch auf Cola, dann gingen auch Gels wieder. Da ich eh schon über 25 min hinter meinem Traum-Zeitplan lag, riskierte ich auf der Laufstrecke nichts. Mit 120 Puls lief ich so knapp unter 5 min/km dahin und blieb nur an jedem zweiten VP kurz stehen. Ich verpflegte mich konsequent und kühlte mich mit Eiswürfel. Zum Glück war es heute nicht so warm wie die Tage zuvor und auch der bedeckte Himmel machte es deutlich angenehmer.

Die langen Pendelstücke am Kanal (vor allem das Zweite) sind deutlich angenehmer, wenn man weiß, dass an der Lände vertraute Gesichter warten und einen motivieren. Bevor es beim dritten Mal zurück nach Roth ging, nahm ich mir auch die Zeit und blieb kurz stehen. Dann zügig nach und durch Roth, bevor der Büchenbacher Berg drohte. Dort gab es dieses Jahr eine erstklassige Beschallung mit einem DJ nach meinem Geschmack. Den Berg konnte ich gut durchlaufen.

Als es am Dorfweiher dann hieß „Nur noch 6 km“, beschloss ich nochmal etwas Gas zu geben. Bergab lief es richtig gut.Die letzten beiden Kilometer durch Roth taten jetzt zwar richtig weh, aber ich konnte mein Tempo halten. Der Zieleinlauf dann nach 10:32:53 superentspannt.

Fazit: Die Vorzeichen standen für mich heuer wirklich nicht gut. Von daher bin ich wirklich sehr zufrieden. 10-12 min und ein paar Körner hat mir das Neoverbot gekostet und auf dem Rad fehlte die richtige Form. Aber ein disziplinierter Lauf hat mir dann doch noch eine vernünftige Zeit verschafft. Und nur 15 min langsamer als vor 30 Jahren – damit kann ich gut leben. Organisatorisch war alles gewohnt professionell, die Helfer wieder super, nur das Social Media Getue vom Veranstalter wird langsam ein wenig arg viel. An der Radstrecke dieses Jahr leider sehr viele Unfälle, so hab ich das noch nie erlebt – vermutlich waren viele Stürze dem böigen Wind geschuldet. Aber jetzt: URLAUB!

Fürs Protokoll: Schwimmen: 01:23:20 / Rad: 05:26:53 / Laufen: 3:35:46

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